Die Bedeutung von Sentinels für die Implementierung und Evaluation von Impfstrategien
Siedler, Anette
Leitmeyer, Katrin
Ein Sentinel ist ein Instrument der Surveillance, mit dem über spezifische Ereignisse aus dem Vollzug der gesundheitlichen Betreuung zumeist in einer Stichprobe berichtet wird. Im Infektionsschutzgesetz (IfSG) wird die Bedeutung von Sentinels für die Surveillance von Infektionskrankheiten in Deutschland hervorgehoben. Dem Robert Koch-Institut (RKI) wird bei ihrer Durchführung eine besondere Rolle zugewiesen. Unter Beteiligung des RKI werden z. B. die Praxisnetzwerke der Arbeitsgemeinschaft Influenza und der Arbeitsgemeinschaft Masern sowie das Laborsentinel zur Erfassung mikrobiologischer Befunde bei Kindern durchgeführt. Die mit diesen Systemen erhobenen Daten tragen zur Formulierung von Impfempfehlungen und Impfzielen bei, unterstützen die Argumentation zur Förderung der Impfbereitschaft und dienen der Erfolgskontrolle bei der Umsetzung von Empfehlungen sowie zur Überprüfung und Anpassung von Impfstrategien. Die Daten ermöglichen Trendbeobachtungen (z. B. Erkrankungshäufigkeiten nach Saison, Alter und Region), liefern aber auch sehr spezifische Informationen (z. B. zur Definition von Risikogruppen, zur Verteilung und Ausbreitung von Erregertypen). Methodische Probleme von Sentinelerhebungen (Auswahl stabiler Stichproben, Hochrechnung auf die Grundgesamtheit) können durch geeignete Auswertungs- und Analyseverfahren berücksichtigt und ausgeglichen werden. Die im IfSG genannte Rolle von RKI und Sentinelsurveillance ließe sich wirkungsvoller mit einem Gesamtkonzept umsetzen, das die begrenzt vorhandenen Ressourcen bündelt und Strukturen schafft, in denen inhaltliche und organisatorische Fragen aktuell und flexibel gehandhabt werden können. In sentinel surveillance a prearranged sample of reporting sources—often healthcare providers—agrees to report all cases of defined conditions. The German ldquoProtection Against Infection Actrdquo (IfSG) provides a mandate to the Robert Koch-Institute (RKI) to establish sentinel surveillance of not notifiable diseases relevant to public health. Sentinel systems with RKI involvement include two networks of private practitioners reporting cases of influenza and measles (within the Working Groups on Influenza and Measles, respectively). In addition a laboratory-based sentinel system reports cases of certain bacterial infections in children. Results from these systems serve as a basis for framing vaccination recommendations and goals as well as for the evaluation, adjustment and promotion of vaccination strategies. The data indicate time trends (e. g. number of cases by season, age and region) and supply specific information (e. g. for determination of risk factors, distribution of pathogens). Methodological problems of sentinel surveys (e. g. selection of appropriate samples, population-based estimates) can be accounted for with appropriate methods of analysis. More effective implementation of sentinel surveillance in Germany could be achieved through better coordination of existing structures. This would make more effective use of limited resources and better enable timely and flexible investigation of conceptual and organisational questions.
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