Norovirusinfektionen in Deutschland
Koch, Judith
Schneider, Thomas
Stark, Klaus
Schreier, Eckart
Noroviren verursachen einen Großteil der weltweit auftretenden akuten viralen Gastroenteritiden. Sie verbreiten sich über kontaminierte Lebensmittel und Wasser, als Schmierinfektion oder über Aerosole, die beim Erbrechen entstehen. Aufgrund der hohen Viruskonzentration im Stuhl oder Erbrochenen, ihrer hohen Umweltstabilität, der niedrigen infektiösen Dosis sowie dem Fehlen einer längerfristigen Immunität führen Noroviruserkrankungen neben sporadischen Einzelerkrankungen überwiegend in Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern und Altenheimen zu Ausbrüchen von beachtlichem Ausmaß. Die Bewältigung dieser Krankheitsgeschehen erfordert ein striktes Hygienemanagement. Kinder und alte Menschen sind von der Erkrankung, die durch plötzlich einsetzendes häufig schwallartiges Erbrechen gekennzeichnet ist, besonders betroffen. Kennzeichnend für Noroviren ist die extreme Genomvariabilität, durch die fortlaufend neue Virusvarianten mit einem unterschiedlich stark ausgeprägten pathogenen Potenzial entstehen. Abhängig von der zirkulierenden Virusvariante differiert dadurch vor allem der Wintergipfel der saisonal verlaufenden Erkrankung deutlich. Für die Diagnostik stehen neben dem elektronenmikroskopischen Nach weis insbesondere der virale RNA-Nachweis in der PCR bzw. des viralen Antigens im Antigen-Enzymimmunoassay (EIA) zur Verfügung. Die Genomsequenzierung liefert wertvolle Informationen zur Identifikation der Virusvariante und zur Aufklärung von Infektionsketten. Erst nach Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Januar 2001 mit Einführung der Meldepflicht von Norovirusinfektionen ist es möglich, einen detaillierten Überblick zur bundesweiten Epidemiologie dieser Erkrankung in Deutschland zu erhalten.
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