Mindestindikatorensatz zur Erfassung des Migrationsstatus - Empfehlungen für die epidemiologische Praxis
Schenk, Liane
Bau, Anne-Madeleine
Borde, Theda
Butler, J.
Lampert, Thomas
Neuhauser, Hannelore
Razum, Oliver
Weilandt, C.
Nach wie vor fehlt eine Datenbasis, die Migranten und ihre gesundheitliche Situation angemessen repräsentiert. Einer der Gründe für diesen Mangel ist die unzulängliche Erfassung des Migrationsstatus in der amtlichen Statistik und in epidemiologischen Studien. Voraussetzung für eine adäquate und standardisierte Operationalisierung ist eine genaue Definition der Begriffe „Migrant“ und „Migrationshintergrund“. In unserem Beitrag diskutieren wir Konzepte zur begrifflichen Bestimmung und Erfassung ethnischer Minderheiten und Migranten und entwickeln auf dieser Grundlage einen Mindestindikatorensatz für die epidemiologische Forschung. Der vorgeschlagene Mindestindikatorensatz zur Erfassung des Migrationsstatus enthält die Merkmale Geburtsland von Vater und Mutter, Einreisejahr, Muttersprache, Deutschkenntnisse sowie den Aufenthaltsstatus. Zentraler Indikator zur Identifikation von Migranten ist das Geburtsland der Eltern und nicht – wie bislang zumeist üblich – die Staatsangehörigkeit. Die Klassifikation mittels der juristischen Kategorie Staatsangehörigkeit wird damit abgelöst durch die Klassifikation anhand des lebensbiographischen Ereignisses „Migration“. Mit der Migration gehen spezifische Lebensbedingungen und Handlungsanforderungen einher, die über mehrere Generationen für die Gesundheit von Bedeutung sein können. Ein Instrument zur Erfassung des Migrationsstatus muss dahingehend weiterentwickelt werden, dass es diese aus dem Migrationsereignis resultierenden Besonderheiten in der Lebenssituation widerspiegelt und möglichst alle Aspekte eines Migrationshintergrundes berücksichtigt. Data on the health status of migrants are still scarce. One of the reasons for this is that migration status has not been well recorded in official statistics and epidemiological studies. In order to obtain an adequate and standardised operationalisation of migrant status, we first need an exact definition of the terms ”migrant“ and ”migration background“. We discuss approaches to the definition of terms and the surveying of ethnic minorities and migrants, and then develop a basic set of migration status indicators for use in epidemiological research. This set of indictors includes country of birth of the father and mother, year of immigration, mother tongue, German language skills and status of residence. The key indicator for the identification of migrants is the country of birth of the parents and not the nationality as was previously often the case. Thus, the classification based on the judicial category of nationality is replaced by a classification based on the biographical event ”migration“. Migration brings with it specific life conditions and challenges that can impact health across several generations. An instrument for surveying migrant status must be further developed both to reflect the special conditions of the life situation resulting from the migration experience and to take as full account as possible of all aspects of a migrant‘s history.
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