TY - GEN T1 - Quantifizierung der Unterschiede und Ermittlung persönlicher Einblicke in die Kolorektalkrebsprävention bei Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland AU - Universitätsklinikum Heidelberg AB - Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland und macht 46% aller vorzeitigen Todesfälle durch nicht übertragbare Krankheiten aus. Das deutsche Gesundheitssystem verfolgt das Konzept der Routineuntersuchungen auf Gebärmutterhals-, Brust-, Haut-, Prostata- und Darmkrebs. Ziel ist es, Krebs in einem frühen Stadium zu erkennen und zu behandeln und so die Gesundheitsrisiken für Patienten und die Kosten für das Gesundheitssystem zu verringern. Krebsfrüherkennungsprogramme funktionieren nur, wenn die angebotenen Präventionsmaßnahmen in Anspruch genommen werden. Die jeweiligen Früherkennungsprogramme sind unterschiedlich organisiert und laden berechtigte Personen auf unterschiedliche Wege zur Teilnahme ein. Dies reicht von registergestützten, automatisierten Einladungen (Mammographie) bis zur Einladung durch einen Haus- oder Facharzt während eines Routinebesuchs (Hautkrebsscreening). Zur Darmkrebsfrüherkennung gehören der Test auf okkultes Blut im Stuhl sowie die Koloskopie. Seit 2019 ist die opportunistische Darmkrebsvorsorge durch ein organisiertes, von den Krankenkassen koordiniertes Programm ersetzt, und berechtigte Personen werden aktiv eingeladen. Die Koloskopie ist besonders effektiv, da schon während der Untersuchung präkanzeröse Läsionen entfernt werden können, was nicht nur zur Früherkennung von Darmkrebs, sondern auch zu dessen Prävention beiträgt. In Deutschland nehmen Menschen mit Migrationshintergrund Vorsorgeuntersuchungen, einschließlich allgemeiner Gesundheitschecks, zahnärztliche Untersuchungen sowie Haut- und Gebärmutterhalskrebsvorsorge seltener in Anspruch. Deutschlands Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist beträchtlich, und die Ein- und Auswanderungsgeschichte des Landes ist dynamisch. Heute haben schätzungsweise 26,7 % der deutschen Bevölkerung (fast 22 Millionen Menschen) einen Migrationshintergrund, wobei die größte Gruppe türkischen Ursprungs ist (13 %), gefolgt von Aussiedlern. Bei Aussiedlern ist beispielsweise das Risiko, mit einem Tumor im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert zu werden 40% höher als bei der Allgemeinbevölkerung. Gründe für eine niedrigere Inanspruchnahme von Krebsvorsorgeuntersuchungen bei Menschen mit Migrationshintergrund weisen auf angebotsseitige Probleme wie beispielsweise mangelnde Gesundheitsförderung/ Information und auf nachfrageseitige Herausforderungen, wie ein mangelndes Vertrauen in Gesundheitspersonal, hin. Im Rahmen der Forschung quantifizieren wir bestehende Diskrepanzen in der Krebsvorsorge zwischen verschiedenen Gruppen mit Migrationshintergrund und der Allgemeinbevölkerung. Hierzu analysieren wir Sekundärdaten ökologisch und quasi-experimentell. Beispielsweise werden auf Landkreis-Ebene über fünfzehn Jahre die Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund mit der Inanspruchnahme von Kolorektalkrebs Vorsorgemaßnahmen korreliert und die Ergebnisse für mögliche Confounder adjustiert. Als weitere Endpunkte sollen geschlechts- und lokalisationsspezifische Anteile der Krebsstadien bei Diagnose berechnet werden und auf Landkreis-Ebene mit den Bevölkerungsanteilen mit Migrationshintergrund korreliert werden. Ebenso wird die Wirkung der organisierten Kolorektalkrebs Vorsorge im Vergleich zum opportunistischen Programm vor 2019 untersucht. KW - 610 Medizin und Gesundheit PY - 2022 LA - und PB - Robert Koch-Institut DO - 10.25646/10912 ER -