Helmtragequoten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland und vermeidbare Kopfverletzungen bei Fahrradunfällen
Prevalence of Helmet Use in Children and Adolescents in Germany and Preventable Bicycle-Related Head Injuries
Gutsche, Johanna
Hintzpeter, Birte
Neuhauser, Hannelore
Schlaud, Martin
Einleitung: Kopfverletzungen sind die Haupttodesursache bei Fahrradunfällen im Kindes- und Jugendalter. Nach einem Cochrane-Review sinkt bei einem Unfall das Risiko um 69% sowohl für Kopfverletzungen (OR 0,31; 95%-KI 0,26-0,37) als auch für Hirnverletzungen (OR 0,31; 95%-KI 0,23-0,42), wenn ein Helm getragen wurde. Ziel dieser Studie ist die Darstellung der Helmtragequoten Fahrrad fahrender Kinder und Jugendlicher in Deutschland sowie des Anteils der durch Helmtragen potenziell vermeidbaren Kopfverletzungen. Der zu erwartende Effekt einer verbesserten Helmtragequote auf den Anteil der vermeidbaren Verletzungen wird dargestellt. Methoden: Aus den Daten des bundesweit repräsentativen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) werden die Helmtrage-Prävalenzen von Kindern im Alter von 3 bis 17 Jahren berechnet. Bezogen auf Rad fahrende Kinder und Jugendliche in Deutschland wird mithilfe des relativen bevölkerungsbezogenen zuschreibbaren Risikos (population attributable risk percent, PAR%) der durch Helmtragen vermeidbare Anteil der Kopf- bzw. Hirnverletzungen abgeschätzt. Dazu werden neben den Helmtrage-Prävalenzen Odds Ratios (OR) zur Effektivität von Fahrradhelmen für die Verhütung von Kopf- und Hirnverletzungen aus der Literatur (Cochrane Review) herangezogen. Der potenzielle Effekt einer verbesserten Helmtragequote wird für die besonders relevanten Altersgruppen anhand von 3 Szenarien und den resultierenden Differenzen der PAR%-Werte dargestellt. Ergebnisse: Mit zunehmendem Alter der Kinder sinkt die Helmtragequote. Während 89,5% (95%-KI 88%-90,8%) der 3- bis 6-Jährigen einen Helm beim Rad fahren tragen, sind es bei den 14- bis 17-Jährigen nur 11% (95%-KI 9,3%-12,9%). Dementsprechend sind 19% der Kopf- bzw. Hirnverletzungen bei den 3- bis 6-Jährigen auf den nicht getragenen Helm zurückzuführen, bei den 14- bis 17-Jährigen sind es sogar zwei Drittel. Eine auf 67% bzw. 75% erhöhte Helmtragequote könnte den Anteil der durch ,Nichthelmtragen‘ bedingten Kopfverletzungen bei den älteren Jugendlichen (14-17 Jahre) um mehr als ein Drittel bzw. auf annähernd die Hälfte reduzieren. Schlussfolgerung: Besonders ältere Kinder und Jugendliche tragen selten einen Fahrradhelm, der Anteil der durch Helmtragen vermeidbaren Kopfverletzungen in dieser Gruppe ist entsprechend hoch. Anstrengungen zur Erhöhung der Helmtragequote sollten alle Altersgruppen einbeziehen, dabei aber insbesondere ältere Kinder und Jugendliche ansprechen.
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