2020-09-08Zeitschriftenartikel
Wie viele Personen lassen sich in Deutschland im niedergelassenen Bereich auf HIV testen?
Hofmann, Alexandra
Bätzing, Jörg
Marcus, Ulrich
Bremer, Viviane
Bartmeyer, Barbara
Hintergrund
Die Anzahl der in Deutschland auf HIV getesteten Personen ist schwer zu ermitteln. Unter bestimmten Voraussetzungen sind HIV-Tests Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Ziel dieser Analyse war die Untersuchung des Testumfangs in der vertragsärztlichen Versorgung.
Methoden
Vertragsärztliche Abrechnungsdaten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) wurden hinsichtlich HIV-Such- und -Bestätigungstests der Jahre 2010–2015 analysiert. Die Auswertung erfolgte deskriptiv; zeitliche Trends wurden mit linearen Regressionen überprüft. Die Anzahl der Bestätigungstests wurde mit den an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten HIV-Neudiagnosen verglichen.
Ergebnisse
Im Jahresdurchschnitt wurden 1,7 % der GKV-Versicherten auf HIV getestet. Der Suchtestumfang stieg im Zeitverlauf an. Durchschnittlich 82,5 % der Untersuchten waren Frauen, von denen 81,2 % während der Schwangerschaft getestet wurden. Bestätigungstests wurden im Gesamtzeitraum bei 16.034 Versicherten durchgeführt (durchschnittlich 0,3 % der Versicherten mit Suchtest), darunter im Durchschnitt 51,2 % Männer. Im selben Zeitraum wurden 18.446 HIV-Neudiagnosen (davon 82,8 % Männer) ans RKI gemeldet.
Schlussfolgerung
Erstmalig wurde die Personenzahl mit HIV-Test im Bereich der GKV bestimmt. Die hohe Suchtestzahl bei Frauen ist auf Tests in der Schwangerschaft zurückzuführen. Aus der im Vergleich zu den gemeldeten HIV-Neudiagnosen geringeren Zahl von abgerechneten Bestätigungstests kann geschlossen werden, dass in unbekanntem Umfang in anderen Testeinrichtungen und nicht über die GKV auf HIV getestet und diagnostiziert wurde. Background
Estimating the number of persons tested for HIV in Germany is challenging. HIV testing can be reimbursed by statutory health insurance (SHI) under certain circumstances. This study aimed to use SHI physician claims data to determine the number of persons tested in the outpatient sector.
Methods
The Central Research Institute for Ambulatory Health Care in Germany (Zi) aggregated a dataset of persons tested for HIV among all SHI insurees. Descriptive analysis differentiated between screening and confirmatory HIV tests. Time trends were explored using linear regression. Insurees with confirmatory tests were compared to newly diagnosed HIV (ndHIV) cases.
Results
Between 2010 and 2015, 1.7% of insurees were annually screened by SHI physicians. Screening tests increased significantly between 2010 and 2015. Among persons screened, 82.5% were women and of those 81.2% had a screening test during pregnancy. Confirmatory tests were performed on 16,034 insurees (0.3% with screening test; 51.2% men). A total of 18,446 (82.8% men) ndHIV cases were notified between 2010 and 2015.
Conclusions
For the first time, the number of persons with HIV tests in the SHI sector was estimated. The high number of screened women is due to tests during pregnancy. The higher number of ndHIV cases indicates an unknown number of persons tested at other testing sites.
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