202-08-25Zeitschriftenartikel
Gelingt das Screening von Schwangeren auf HIV, Syphilis und Hepatitis B in Deutschland? Eine Analyse auf Basis von Routinedaten
Beermann, Sandra
Jacob, Josephine
Dudareva, Sandra
Jansen, Klaus
Marcus, Ulrich
Zimmermann, Ruth
Bremer, Viviane
Hintergrund
Infektionen in der Schwangerschaft sind weltweit eine der führenden Ursachen für erhöhte Morbidität und Mortalität bei Müttern und ihren Neugeborenen. In Deutschland gibt es seit mehr als 50 Jahren eine standardisierte Gesundheitsvorsorge in der Schwangerschaft. Die Mutterschafts-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses bilden hierzu den gesetzlichen Rahmen und umfassen unter anderem das Screening von Schwangeren auf HIV, Syphilis und Hepatitis B.
Ziel der Arbeit
Im Rahmen dieser Arbeit soll eruiert werden, wie hoch die Abdeckung des Screenings in der deutschen Bevölkerung ist.
Material und Methoden
Mithilfe von anonymisierten Routinedaten von gesetzlich Versicherten, die dem Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH (InGef) aus den Jahren 2011 bis 2015 vorliegen, wurde mithilfe von verschiedenen Internationale statistische Klassifikationsziffern der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme(ICD-10)- und Einheitlicher Bewertungsmaßstab(EBM)-Ziffern eine Definition für Schwangerschaft entwickelt und eine erste Auswertung zur Inanspruchnahme von Testungen auf Infektionserreger in der Schwangerschaft vorgenommen.
Ergebnisse
Der hohe Anteil von Frauen, die im Rahmen der Schwangerschaft auf Syphilis (95,3 %) und Hepatitis B (91,6 %) getestet werden, spricht für eine sehr gute Erreichbarkeit und Inanspruchnahme von vorgeburtlichen Screeningangeboten. Bei HIV ist der Anteil an getesteten Frauen deutlich niedriger (84,9 %).
Diskussion
Ob Schwangere einen HIV-Test ablehnen, der Test anderweitig durchgeführt oder nicht durch das ärztliche Personal empfohlen wurde, lässt sich anhand der vorliegenden Datenlage nicht klären. Angesichts der hochwirksamen medizinischen Interventionsmöglichkeiten für Syphilis, HIV und Hepatitis B ist eine möglichst vollständige Testung von Schwangeren in Deutschland anzustreben. Die Gründe für fehlende Screeninguntersuchungen müssen weiter eruiert und Ansatzpunkte für eine Steigerung der Inanspruchnahme identifiziert werden. Background
Infections during pregnancy are one of the leading causes of increased morbidity and mortality in mothers and their newborns worldwide. In Germany, there has been standardized healthcare for pregnancy for more than 50 years. The maternity guidelines of the Joint Federal Committee form the legal framework for this and include the screening of pregnant women for HIV, syphilis, and hepatitis B, among other things.
Aim of the work
The aim of this work is to determine the extent to which screening is covered by the German population.
Material and methods
With the help of anonymized routine data of legally insured persons available to the Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH (InGef) from 2011 to 2015, a definition of pregnancy was developed with the use of various ICD-10 and EBM codes and the first evaluation of the use of tests for infectious agents in pregnancy was carried out.
Results
The high proportion of women who are tested for syphilis (95.3%) and hepatitis B (91.6%) during pregnancy indicates very good accessibility and use of prenatal screening services. For HIV, the proportion of women tested is significantly lower (84.9%).
Discussion
Whether pregnant women refuse an HIV test, the test was performed elsewhere, or not recommended by the medical staff cannot be clarified on the basis of the available data. In view of the highly effective medical intervention options for syphilis, HIV, and hepatitis B, the aim should be to test pregnant women in Germany as completely as possible. The reasons for the lack of screening must be further investigated and starting points for increasing the use must be identified.
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