19×99 Dezibel(A) – Ein gesicherter Befund der Lärmwirkungsforschung?
Maschke, C.
Hecht, K.
Wolf, Ute
Feldmann, J.
Das “Übersteuerungskriterium” von 19×99 dB(A), das von seinem Begründer Gerd Jansen als gesicherte Erkenntnis der Lärmwirkungsforschung bezeichnet wird und vielfach zur Festlegung von “Lärmbelastungsgebieten” für den wachen Menschen herangezogen wurde, ist durch eine fehlerhafte physikalisch-mathematische Datenaufbereitung entstanden. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Revision der Originalliteratur. Basierend auf den von Jansen 1967 durchgeführten Laboruntersuchungen, ergibt sich bei physikalisch korrektem Vorgehen eine “vegetative Übersteuerung” für breitbandige Geräusche ab Schallpegeln von Leq, 30s=88–89 dB(A) und nicht ab Pegeln von 99 dB(A). Bis zum Vorliegen überlegenerer wissenschaftlicher Erkenntnisse sollte daher für den wachen Menschen diese korrigierte “Übersteuerungsgrenze” zur Prävention akuter Fehlregulationen herangezogen werden. Jede Veränderung der “Übersteuerungsgrenze” wirkt sich auch auf die Anzahl der bisher 19 zulässigen Überschreitungen aus. Die im Rahmen der Revision durchgeführten neuen Berechnungen führen zwar formal auf eine Anzahl von 36 zulässigen Übersteuerungen und damit auf ein korrigiertes “Übersteuerungskriterium” von “36×88 dB(A)”, das Ergebnis bleibt aber letztendlich unbefriedigend, weil der methodische Ansatz der von Jansen zur Bestimmung der zulässigen Übersteuerungen gewählt wurde, keinen ausreichenden präventivmedizinischen Schutz bietet. Die Anwendung des Übersteuerungskriteriums von “19×99 dB(A)” führt zu einer erheblichen Unterschätzung der Gesundheitsgefahren durch Fluglärm und ist zur präventivmedizinischen Festlegung von Lärmbelastungsgebieten nicht geeignet. The “overload criterion” of 19×99 dB(A), which is marked by its founder Gerd Jansen as secured knowledge of noise effect research and is often used in Germany to detect “noise-endangering areas” for waking humans, is founded on a faulty physically-mathematical data preparation. This is the result of an extensive revision of the original-literature. Based on the laboratory studies accomplished by Jansen in 1967 a physically correct “vegetative overload” for broadband noises emerges for sound levels of Leq, 30s=88–89 dB(A) and not for sound levels of 99 dB(A). This corrected “overload threshold” should be applied to prevent acute misregulation for waking humans until more suitable results of scientific knowledge are available. A change of the “overload threshold” has an effect on the number of allowable transgressions, previously 19. New calculations enforced in the framework of the revision lead to an amount of 36 allowable overloads and thus to a corrected “overload criterion” of “36×88 dB(A)”. The result however, remains unsatisfactory, because the methodical base of these calculations given by Jansen offers no sufficient preventive-medical protection. An application of the “overload criterion” of “19×99 dB(A)” leads to a considerable underestimation of noise induced health hazards and is not suitable for detecting preventative “noise-endangering areas”.
Dateien zu dieser Publikation
Keine Lizenzangabe