Risiken und Wege der HIV-Übertragung
Auswirkungen auf Epidemiologie und Prävention der HIV-Infektion
Marcus, Ulrich
Zur Frage der Infektionswahrscheinlichkeit bei bestimmten Risikokontakten liegen Daten unterschiedlicher Qualität vor. Am schwierigsten einzuschätzen, obgleich am häufigsten, ist das Übertragungsrisiko bei sexueller Exposition. Extrapolationen von Infektionswahrscheinlichkeiten, die in Langzeitstudien bei diskordanten Paaren oder in Seroinzidenzstudien in den USA erhoben werden, können nicht ohne weiteres verallgemeinert oder auf deutsche Verhältnisse übertragen werden. Bei der Abschätzung von Infektionsrisiken muss mit hoher inter- und intraindividueller Heterogenität von Infektionswahrscheinlichkeiten/ Kontakt gerechnet werden, da die Infektiosität HIV-positiver Personen durch Faktoren wie begleitende virale und bakterielle STDs, aber vermutlich auch durch antiretrovirale Therapien verändert werden und auch die Suszeptibilität des exponierten Partners eine erhebliche Bandbreite aufweisen kann. Unterschiede bei den Faktoren, die die Übertragungswahrscheinlichkeit beeinflussen, spielen für die Dynamik der HIV-Epidemie eine größere Rolle als Unterschiede im Sexualverhalten. Data for HIV infection on transmission probabilities per contact are of widely differing quality. Estimates of infection probabilities after sexual exposures are the most problematic, even though sexual exposure is the most frequent transmission risk. Extrapolations of data from discordant couple cohort studies and from US seroincidence studies may be seriously biased. Infectivity of and susceptibility to HIV may be influenced by concomitant STDs, antiretroviral therapy, alloimmunization and/or subinfectious virus exposures and thus may show a wide range of inter- and intraindividual variability. Differences in factors influencing transmission probability of HIV most likely outweigh differences in sexual behaviour in explaining the differences in epidemic spread of HIV.
Dateien zu dieser Publikation
Keine Lizenzangabe