Epidemiologie der HIV-Neuinfektion in den verschiedenen Risikogruppen
Marcus, Ulrich
Hamouda, Osamah
Die HIV-Epidemie in Deutschland kann bis zu den frühen neunziger Jahren am besten mittels Back-calculation-Modellen beschrieben werden. Solche von den bereits diagnostizierten AIDS-Fällen aus rückrechnenden Modelle können prinzipiell die aktuellere Entwicklung der HIV-Epidemie der letzten drei bis vier Jahre nicht gut erfassen. Darüber hinaus verliert diese Methodik durch die stärkeren Einflüsse der Behandlung der HIV-Infektion auf den natürlichen Infektionsverlauf an Aussagekraft. Zur Beschreibung des aktuellen Verlaufes der HIV-Epidemie muss man sich mangels anderer Datenquellen auf die Meldungen von HIV-Diagnosen stützen. Danach dürfte die Zahl der jährlichen HIV-Neuinfektionen in Deutschland seit einigen Jahren relativ stabil zwischen 2000 und 2500 pro Jahr liegt. Größte Betroffenengruppe sind noch immer homo- und bisexuelle Männer, i.v.-Drogengebraucher sind von Migranten aus Hochprävalenzregionen und heterosexuell infizierten Personen auf den zahlenmäßig vierten Rang verdrängt worden. Eine Zunahme von Risikoverhalten und HIV-Neuinfektionen kann derzeit in Deutschland weder bestätigt, noch mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Zur frühzeitigen Erfassung einer Änderung von Risikoverhalten wäre eine Verbesserung der epidemiologischen Erfassung von STDs mit kurzen Inkubationszeiten wünschenswert.
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