Alt und immobil auf dem Land?
Giesel, F.
Köhler, K.
Nowossadeck, Enno
Der ländliche Raum ist nicht nur von starken Alterungsprozessen der Bevölkerung gekennzeichnet, sondern auch von einer Gesundheitsinfrastruktur, deren Erreichbarkeit sich voraussichtlich verschlechtern wird. In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob ältere Menschen in der Lage sind, die sich vergrößernden räumlichen Distanzen zu überwinden, um bedarfsgerecht medizinisch versorgt zu werden. Demnach ist es das Ziel des vorliegenden Beitrages, die Alltagsmobilität älterer Menschen in ländlichen Räumen differenziert in den Blick zu nehmen. Die empirischen Ergebnisse basieren auf dem Datensatz der bundesweiten Befragung „Mobilität in Deutschland 2008“. Die Befunde zeigen, dass besonders ältere Frauen in ihren Mobilitätsoptionen limitiert sind. Mobilitätseingeschränkte Frauen (75 +) waren nur zu 63 % außerhäusig mobil und verfügen nur zu 37 % über einen Pkw. Die Verfügbarkeit eines privaten Pkws ist jedoch entscheidend für die außerhäusige Mobilität. Hieraus folgt, dass speziell hochaltrige, mobilitätseingeschränkte Frauen ihren Alltag unter erschwerten Bedingungen bewältigen müssen. Vor dem Hintergrund einer zunehmend problematisch werdenden medizinischen Versorgung in ländlichen Räumen besteht die Herausforderung darin, eine adäquate Grundversorgung für einen großen Anteil immobiler Älterer zu gewährleisten. Against the background of considerable population ageing processes in rural areas, it is expected that access to the health care system in these regions will deteriorate. Within this context, the question arises as to whether elderly people have the ability to overcome increasing distances in order to receive adequate medical care. Hence the objective of this study is an in-depth analysis of the everyday mobility of elderly people living in rural areas. The empirical analysis is based on the German National Travel Survey “Mobilität in Deutschland 2008”. Findings show that older women in particular experience limitations in their mobility options. Only 63 % of mobility-impaired women (aged > 75 years) were mobile outside their homes, and only 37 % had access to a car, which can be regarded as the crucial factor for being mobile. It follows that older and mobility-impaired women have to cope with everyday life under difficult conditions. In the context of the growing problem of access to the health care system in rural areas, the challenge is to ensure adequate primary health care for a large proportion of the immobile elderly.
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