Epidemiologische Entwicklung bei ausgewählten sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in Deutschland
Hamouda, Osamah
Bremer, Viviane
Marcus, Ulrich
Bartmeyer, Barbara
Die Zahl der Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben, nimmt seit Mitte der 1990er-Jahre zu und wird voraussichtlich in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Die HIV-Epidemie in Deutschland wird nach wie vor am stärksten geprägt durch die Entwicklung in der Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Bei ihnen hat insbesondere in den Großstädten die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen in den letzten Jahren zugenommen. Trotz der verstärkten Bemühungen, bislang nicht diagnostizierte HIV-Infizierte möglichst früh zum Test zu motivieren und sich in medizinische Behandlung zu begeben, ist die Zahl der nicht diagnostizierten HIV-infizierten Personen gestiegen. Es infizieren sich mehr Menschen mit HIV, als positiv auf HIV getestet und anschließend antiretroviral behandelt werden. Die frühe Testung und Behandlung allein reicht aber nicht aus, um das Infektionsgeschehen wirksam einzudämmen. Dazu bedarf es verstärkter Anstrengungen, die Zahl der Neuinfektionen mit HIV durch die Kombination aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, noch wirksamer als bisher zu verhindern. In Deutschland wird ebenso wie in allen anderen Industrienationen ein verstärkter Anstieg der Zahl an Syphilisinfektionen bei MSM berichtet, die vornehmlich auf eine höhere Risikobereitschaft, ungeschützte Kontakte einzugehen, zurückzuführen ist, wodurch auch das Risiko für eine HIV-Infektion erhöht ist. Die für HIV verfügbaren Präventionsbotschaften sind nur bedingt gegenüber der Syphilis wirksam. Häufigere Untersuchungen und optimiertes Therapiemanagement sind neben dem Kondomgebrauch notwendig, um die Verbreitung der Syphilis, von Chlamydia trachomatis und Gonorrhö einzudämmen. Eine nachhaltige Eindämmung der HIV-Neuinfektionen muss daher mit einer zeitgleichen Eindämmung von STI einhergehen und Eingang in die Präventionsbotschaften von HIV/STI finden. The number of people living with HIV infection has been increasing since the mid 1990s and is expected to rise further in the coming years. The HIV epidemic in Germany is still most affected by developments in the group of men who have sex with men (MSM). In this group, the number of newly diagnosed HIV infections has increased in recent years especially in large cities. Despite increased efforts to motivate HIV-infected people, who were not previously diagnosed, to be tested as early as possible and to seek medical treatment, the number of undiagnosed HIV-infected persons has increased. There are more people infected with HIV than those who have been tested positive for HIV and subsequently receive antiretroviral treatment. However, early testing and treatment alone are not sufficient to effectively contain the infection. Increased efforts are required to more effectively prevent new HIV infections by combining all the available options. In Germany as in all other developed countries, a stronger increase in the number of syphilis infections among MSM is reported, which is primarily due to a higher willingness to risk unprotected contacts, whereby the risk of HIV infection is also increased. The public prevention messages available for HIV are only partially effective against syphilis. More frequent examinations and optimized therapy management are necessary in addition to the use of condoms to prevent the spread of syphilis, gonorrhea, and Chlamydia trachomatis. Sustainable containment of new HIV infections must, therefore, be accompanied by both containment of sexually transmitted infections (STI) and use of public prevention messages for HIV/STI.
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