Die künftige Entwicklung der Erkrankungszahlen von Darmkrebs und Lungenkrebs
Nowossadeck, Enno
Haberland, Jörg
Kraywinkel, Klaus
Hintergrund und Ziel der Arbeit: Krebserkrankungen sind weit verbreitet und mit erheblichen Belastungen für das Gesundheitssystem verbunden. Der Anstieg der Zahl an Neuerkrankungen in den letzten Jahrzehnten in Deutschland kann im Wesentlichen auf die demografische Alterung zurückgeführt werden, allerdings beeinflussen auch andere Faktoren die Inzidenz von Krebserkrankungen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, am Beispiel von Darm- und Lungenkrebs, 2 der häufigsten Krebsarten, Prognosen der Inzidenz unter verschiedenen Annahmen (Szenarien) für das Jahr 2020 zu berechnen. Material und Methoden: Die Berechnungen basieren auf Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts. Für jede der beiden Lokalisationen werden 2 Szenarien berechnet, getrennt für Frauen und Männer. Das Status-quo-Szenario berücksichtigt ausschließlich die demografische Alterung und lässt die Inzidenzraten konstant. Das Szenario Trendfortsetzung geht zusätzlich davon aus, dass sich der Trend der Inzidenzraten aus dem Zeitraum 2000 bis 2009 fortsetzt. Ergebnisse: Die Status-quo-Szenarien weisen Anstiege der Neuerkrankungszahlen für beide Geschlechter und beide Lokalisation um 12–24 % aus. Die Szenarien Trendfortsetzung ergeben für Darmkrebs im Vergleich zum Status-quo-Szenario weniger starke Anstiege der Fallzahlen (+ 3 bis + 17 %). Beim Lungenkrebs ergeben sich differenzierte Ergebnisse: Frauen + 64 %, Männer + 2 %. In hohen Altersgruppen und in Altersgruppen der Babyboomer-Generation sind generell starke Anstiege zu erwarten. Diskussion: Veränderungen der Altersstruktur in der Bevölkerung führen zu einem Anstieg der Zahl an Neuerkrankungen an Darm- und Lungenkrebs sowie des Anteils davon betroffener hochaltriger Patienten. Beim Lungenkrebs haben neben dem Alterungseffekt auch weiter steigende Inzidenzraten stark wachsende Neuerkrankungszahlen bei Frauen zur Folge. Background: Cancer is a common disease that places a large burden on health-care systems. Although the rise of incident cancer cases over recent decades in Germany can largely be explained by demographic ageing, other factors also affect these numbers. The aim of this work was to calculate the incidence of colorectal and lung cancers, two of the most common cancer sites, for the year 2020 under different scenarios. Materials and methods: The calculations were based on national incidence estimates by the Centre for Cancer Registry Data at the Robert Koch Institute. Two scenarios were calculated for each of the two cancer sites and by gender. The “status quo” scenario accounts only for demographic ageing, assuming constant age-specific incidence rates. The second scenario additionally assumes that trends in incidence rates observed from 2000 to 2009 continue up to the year 2020. Results: The “status quo” scenarios showed an increase in incident cancer cases of between 12 and 24 %, depending on gender and cancer site. The “continuing trends” scenarios resulted in smaller increases for colorectal cancer (+ 3 to + 17 %), while the results for lung cancer differed widely between women (+ 64 %) and men (+ 2 %). In general, large increases are expected for the highest age groups and the age groups of the baby boomer generation. Discussion: Changes in the age structure of the German population will lead to an increase in incident cancer cases and a higher portion of geriatric patients. Additionally, further increasing incidence rates would result in a dramatic growth in the number of female lung cancer patients.
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