Multiresistente Erreger bei Patienten ambulanter Pflegedienste im Rhein-Main-Gebiet 2014
Neumann, Nadja
Mischler, Dorothea
Cuny, Christiane
Hogardt, Michael
Kempf, Volkhard A. J.
Heudorf, Ursel
Hintergrund: Aus der ambulanten Pflege gibt es bislang keine Untersuchung zur Prävalenz multiresistenter gramnegativer Erreger (MRGN) bzw. von Enterobakterien mit erweiterter Resistenz gegen β-Laktamantibiotika (ESBL) und nur wenige Daten zur Prävalenz von methicillinresistenten Staphylococcus aureus (MRSA). Deswegen führte das MRE-Netz Rhein-Main eine Untersuchung zur aktuellen Prävalenz und zu Risikofaktoren für MRGN-Kolonisationen/-Infektionen durch. Material und Methoden: Charakteristika aller Patienten wurden mit einem modifizierten Fragebogen des europaweiten HALT-Projekts (healthcare associated infections in long term care facilities) erhoben und Nasen- und Rachenabstriche auf MRSA sowie Analabstriche auf ESBL/3MRGN/4MRGN untersucht. Risikofaktoren für eine MRE-Besiedelung wurden mittels Odds Ratio errechnet. Ergebnisse: Zehn Pflegedienste mit insgesamt 486 Patienten nahmen teil, darunter ein Intensivpflegedienst mit beatmeten Patienten. Nasen-, Rachenabstriche ließen sich 269 Patienten entnehmen und 132 Patienten stimmten einem Analabstrich zu. Bei 3,7 % wurden MRSA und bei 14,4 % ESBL/MRGN nachgewiesen (6,8 % ESBL, 7,6 % 3MRGN, 0 % 4MRGN). Als Risikofaktoren für eine Besiedelung mit MRSA wurden Pflegestufe 3 oder mehr (OR 5,1), Antibiotikagabe innerhalb der letzten drei Monate (OR 3,7), Krankenhausaufenthalte innerhalb der letzten sechs Monate (OR 4,3) und MRSA in der Anamnese (OR 18,1) bestätigt. Inkontinenz sowie Krankenhausaufenthalt in der Anamnese wurden als Risikofaktoren für eine ESBL-Besiedelung gefunden (OR 9,5 resp. 6,5). Als Risikofaktoren für eine Besiedelung mit 3MRGN stellten sich eine hohe Pflegestufe (OR 7,5) sowie Harnwegskatheter (OR 8,3), PEG und andere Stomata (OR 6,2) und invasive Beatmung (OR 5) sowie eine positive MRE-Anamnese (MRSA OR 20; ESBL OR 6,7) heraus. Schlussfolgerung: Angesichts der hohen Prävalenzen an MRSA und 3MRGN müssen ambulante Pflegedienste über Kompetenz in der Pflege von Menschen mit MRE verfügen: gute Hygienemaßnahmen einschließlich Händehygiene und sachgerechtem Umgang bei der Wundversorgung und bei Punktionen und Injektionen, beim Umgang mit Kathetern, Stomata und ggf. invasiver Beatmung. Die entsprechenden KRINKO-Empfehlungen sind auch in der ambulanten Pflege umzusetzen.
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