Polioimpfung und Stuhlscreening in deutschen Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende, November 2013–Januar 2014
Zeitlmann, Nadine
George, Maja
Falkenhorst, Gerhard
Hintergrund: Aufgrund des Polio-Ausbruchs in Syrien und der steigenden Anzahl von Asylsuchenden aus Syrien in Deutschland 2013 empfahl das Robert Koch-Institut am 1.11.2013 im Rahmen der bestehenden Impfempfehlungen für Asylsuchende vordringlich die Polioimpfung syrischer Asylsuchender. Für syrische Asylsuchende unter drei Jahren wurde zusätzlich ein Stuhlscreening auf Poliovirusausscheidung empfohlen. Ziel: Dieser Beitrag evaluierte die Umsetzung beider Empfehlungen in den deutschen Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE), um Erkenntnisse zur Durchführung von Impfungen in EAE gewinnen und zukünftige Empfehlungen anpassen zu können. Methode: Alle deutschen EAE erhielten einen elektronischen Fragebogen, in dem für den Zeitraum vom 1.11.2013 bis 31.1.2014 um folgende Informationen gebeten wurde: allgemeine Angaben zur EAE und zur Durchführung von Impfungen, Haupthindernisse bei der Empfehlungsumsetzung, Zahlen zu in der EAE angekommenen, geimpften und auf Poliovirusausscheidung untersuchten Asylsuchenden sowie Umsetzbarkeit und Bewertung der Empfehlung und der begleitenden mehrsprachigen Informationsblätter. Ergebnisse und Diskussion: Alle 20 identifizierten EAE antworteten. Im Studienzeitraum kamen 33.874 Asylsuchende in den EAE an. Im Mittel besaßen, nach Angaben der EAE, 1,6 % der Asylsuchenden einen Impfpass. Alle EAE begannen zeitnah mit der Polioimpfung syrischer Asylsuchender unter drei Jahren; acht EAE erreichten hier Impfquoten von ≥ 80 %. Beim Stuhlscreening waren dies fünf von 19 EAE. 11 EAE bewerteten beide Empfehlungen als „sehr gut/gut umsetzbar“. Personalmangel und Sprachbarrieren, welche als Haupthindernisse der Umsetzung genannt wurden, könnten in zukünftigen Empfehlungen durch Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und Einsatz von Informationsmaterial in weiteren Sprachen, wie fünf EAE vorschlugen, gemindert werden.
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