Induktion neutralisierender Antikörper gegen  transmembrane Hüllproteine von Retroviren
Fiebig, Uwe
Die Entwicklung effektiver Impfstoffe gegen die Erreger alter und neuer Infektionskrankheiten,  wie HIV, Malaria, Tuberkulose und SARS, ist eine der größten Herausforderungen  an die moderne Wissenschaft. Ziel dieser Arbeit war es, neutralisierende Antikörper gegen  die transmembranen Hüllproteine (TM-Proteine) von Retroviren zu induzieren. Die TMProteine  wurden gewählt, weil sie eine wichtige Rolle bei der Infektion spielen und im Unterschied  zu den Oberflächenhüllproteinen deutlich stärker konserviert sind. Die Untersuchungen  wurden am TM-Protein des endogenen Gammaretrovirus PERV und des humanen  Immundefizienzvirus HIV durchgeführt.  Obwohl derzeit keine in vivo-Übertragung von PERVs auf den Menschen beschrieben ist,  zeigen Untersuchungen, dass PERVs in vitro an humane Zellen adaptieren und diese produktiv  infizieren können. Damit stellen PERVs ein potentielles Risiko im Rahmen der Xenotransplantation  dar.  Durch die Immunisierung mit der rekombinant generierten Ektodomäne des TM-Proteins  p15E von PERV konnte in allen Versuchstieren zweier Spezies (Ratten, Ziegen) neutralisierende  Antikörper induziert werden. Die Epitopkartierung zeigt eine Bindung der Antikörper  an Domänen im N-terminalen und C-terminalen Bereich der p15E-Ektodomäne. Die  Ergebnisse der Experimente weisen auf die Bildung eines Konformationsepitops durch  beide Domänen hin. Auf der Grundlage dieser Daten wurde ein Modell für den Mechanismus  der Bindung und der Neutralisation erarbeitet. Durch diese Versuche konnte gezeigt  werden, dass die präventive Immunisierung zukünftiger Transplantatempfänger eine mögliche  Strategie zur Verhinderung einer möglichen Übertragung von PERVs darstellt.  Die aus HIV-Infizierten isolierten, breit neutralisierenden monoklonalen Antikörper 2F5  und 4E10 binden an eine Domäne im C-terminalen Bereich der Ektodomäne des TMProteins  gp41 von HIV, die ähnlich lokalisiert ist wie die bei PERV. Die Induktion 2F5-  ähnlicher Antikörper ist bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gelungen. Mittels Bindungsstudien  und Hemmung der Neutralisation durch entsprechende synthetische Peptide  wurde im N-terminalen Bereich von gp41 eine Domäne identifiziert, die an der hochaffinen  Bindung von 2F5 entscheidend beteiligt ist. Diese Domäne ist ähnlich lokalisiert wie die  bei PERV.  Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse wurden Immunisierungsstudien in Ratten durchgeführt.  Zur Immunisierung wurden rekombinant hergestellte, beide Domänen von gp41-  enthaltende Proteine, sowie synthetische Peptide, die von dem 2F5 Epitop und der neu identifizierten  N-terminalen bindungsunterstützenden Domäne abgeleitetet wurden, eingesetzt.  Die Immunisierung mit rekombinanten gp41-Proteinen führte nicht zur Induktion  neutralisiernder Seren, jedoch konnten in zwei Fällen HIV-1-neutralisierende Antikörper  durch Immunisierung mit entsprechenden synthetischen Peptiden induziert werden. Kontrollversuche  bestätigen die HIV-Spezifität dieser neutralisierenden Seren.  Diese Ergebnisse zeigen das hohe Potential des gewählten Ansatzes, der nun in weiteren  Versuchen optimiert werden muss.
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