Maßnahmen zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie in Deutschland: nichtpharmakologische und pharmakologische Ansätze
Grote, Ulrike
Arvand, Mardjan
Brinkwirth, Simon
Brunke, Melanie
Buchholz, Udo
Eckmanns, Tim
von Kleist, Max
Niebank, Michaela
Ruehe, Bettina
Schulze, Kai
Stoliaroff-Pépin, Anna
Thanheiser, Marc
Schaade, Lars
Said, Dunja
Haas, Walter
Beim ersten Auftreten des Erregers SARS-CoV‑2 im Dezember 2019 standen weder spezifische therapeutische Möglichkeiten noch ein Impfstoff zur Verfügung. Auch in Deutschland rückten deshalb nichtpharmakologische Maßnahmen zur Kontrolle der COVID-19-Pandemie in den Vordergrund. Am Robert Koch-Institut wurde eine Multikomponentenstrategie aus bevölkerungsbasierten und individuellen infektionshygienischen Maßnahmen entwickelt, die auf bestehenden Influenzapandemieplänen und generischen Planungen aufbaute. Der Beitrag erläutert die empfohlenen nichtpharmakologischen Maßnahmen und stellt die parallel entwickelten pharmakologischen Ansätze dar.
Zu den bevölkerungsbasierten Maßnahmen gehören u. a. allgemeine Kontaktbeschränkungen, die Versorgung mit Materialien für den Infektionsschutz, Veranstaltungsverbote, die Schließung von Bildungseinrichtungen und die Beschränkung des Reiseverkehrs. Zusätzlich sind individuelle infektionshygienische Maßnahmen notwendig: z. B. Einhaltung eines Mindestabstands, Reduktion von Kontakten, Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung sowie Einhaltung von Quarantäne und Isolierung. Die Maßnahmen im Gesundheitswesen bauen auf Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) auf und werden von den Fachgesellschaften spezifiziert und implementiert. Als pharmakologische Maßnahmen stehen mit Stand November 2020 eine antivirale Therapie mit Remdesivir und die Behandlung mit dem Glucocorticoid Dexamethason zur Verfügung. Monoklonale Antikörper sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht zugelassen. Die therapeutische Antikoagulation wird empfohlen.
Die Empfehlungen werden kontinuierlich an die wachsende Kenntnis der Eigenschaften und Übertragungswege des Erregers angepasst. Eine große Herausforderung besteht darin, das Vertrauen der Bevölkerung in die empfohlenen Maßnahmen zu stärken. Viele Maßnahmen müssen individuell angewandt werden, um gemeinsam zu wirken. When the emerging novel SARS-CoV‑2 virus first appeared in December 2019, neither specific therapeutic options nor vaccinations were available. The role of nonpharmaceutical interventions (NPIs) became of central importance. At the Robert Koch Institute, a multilayer strategy consisting of population-based and individual preventive measures to control the pandemic was developed, which built upon existing influenza pandemic plans as well as generic plans. This paper explains the recommended NPIs and illustrates the pharmaceutical approaches developed in parallel.
Among others, general contact bans, providing material for infection prevention and control, ban of events, closing educational institutions, and restricting travel are counted among population-based measures. Additional individual preventive measures are necessary, e.g., keeping a minimum distance, reducing contacts, and wearing a mouth–nose covering as well as quarantine and isolation. Measures within the health system are based on recommendations of the Commission on Hospital Hygiene and Infection Protection (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO)) and specified and implemented by professional societies. Since November 2020, an antiviral therapy with remdesivir and treatment with the glucocorticoid dexamethasone have been available as pharmaceutical interventions. Monoclonal antibodies are at this time not approved. Therapeutic anticoagulation is recommended.
Recommendations are constantly adapted to the increasing knowledge on the pathogen and its means of transmission. A challenge is to strengthen the trust of the population. Many measures have to be applied on an individual basis in order to work together.
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