Suizidmethoden—ein Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland
Epidemiologische, rechtsmedizinische und sozialmedizinische Aspekte
Wiesner, Gerd
Eine vergleichende Untersuchung der Suizidmethoden bei vollendeten Selbsttötungen zwischen West- und Ostdeutschland ist sowohl von der Datenlage als auch aus methodischer Sicht äußerst schwierig. Im Zeitvergleich werden die angewandten Suizidmethoden in 3 verschiedenen Perioden untersucht: 1962–64, 1987–89 und 2000– 02. Danach besteht zwischen Ost und West ein annähernd gleiches Muster bei den praktizierten Selbsttötungsarten und eine ausgesprochene Parallelität der Entwicklung bei der Anwendung von Suizidmethoden. Bestimmte Selbsttötungsarten treten mehr in den Vordergrund (z. B. „Erhängen“, „Sturz in die Tiefe“) bzw. verlieren an Bedeutung (z. B. „Ertrinken“). Es ist keine politische/ gesellschaftsbedingte Abhängigkeit bei der Praktizierung einer spezifischen Suizidart zu beobachten. Die Anwendung einer bestimmten Selbsttötungsart hängt von der „Verfügbarkeit“, dem „Vorhandensein“ bzw. der „Zugänglichkeit“ von Möglichkeiten im alltäglichen Lebensumfeld ab. Es besteht ein gleicher Trend bei der Zunahme „harter“ Suizidmethoden. Es besteht auch ein Prozess der Angleichung bei den praktizierten Suizidmethoden zwischen Ost und West, wobei noch ein verstärktes Festhalten an tradierte Selbsttötungsarten in Ostdeutschland erkennbar wird. A comparative study of the means of suicide in West and East Germany is extremely difficult both because of the data stock and the methodological questions that arise. This examination analyses means of suicide used during the following years: 1962– 1964, 1987–1989 and 2000–2002. Accordingly, there is a similar pattern in both East and West for type of suicide committed and distinct developmental parallelism in applying the suicide methods. Certain means of suicide are more prominent (e.g. “hanging”, “falling from a height”) while others decrease in significance (e.g. “drowning”). No link was found between means of suicide and “society order”. The use of a certain means of suicide depends on “availability”, “existence” or “accessibility” of opportunities to commit suicide in the everyday environment. The same trend towards an increase of “hard” means of suicide was noted. The ways in which suicide is committed are becoming increasingly alike, but in the East it is apparent that people adhere more to “traditional” means of suicide.
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