Demografische Alterung und stationäre Versorgung chronischer Krankheiten
Nowossadeck, Enno
Hintergrund: Die Veränderung in der Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland zugunsten älterer Altersgruppen wird als demografische Alterung bezeichnet. Wichtige chronische Krankheiten weisen eine starke Altersabhängigkeit auf. Als Effekt beider Sachverhalte werden steigende finanzielle Belastungen des Gesundheitssystems erwartet. Der Beitrag untersucht, welchen Einfluss die demografische Alterung auf die stationäre Versorgung wichtiger chronischer Krankheiten seit dem Jahr 2000 hat. Methoden: Die Analyse basiert auf Daten der Krankenhausdiagnosestatistik des Statistischen Bundesamtes. Untersucht werden die drei Diagnosehauptgruppen bösartige Neubildungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes sowie neun Diagnosegruppen. Die Veränderung der Fallzahlen ist auf die Alterung und auf sich ändernde Risiken für eine Krankenhausbehandlung mit einer bestimmten Diagnose zurückzuführen. Der Einfluss dieser beiden Faktoren wurde mittels Indexzerlegung analysiert. Ergebnisse: Für alle Diagnosegruppen wurde ein alterungsbedingter Anstieg der Krankenhausfallzahlen gefunden. Diese sind insbesondere von den geburtenstarken Jahrgängen der 1920er Jahre (Herzinsuffizienz) und der Geburtsjahre 1934–1944 (ischämische Herzkrankheit, Lungenkrebs, Darmkrebs, Arthrose) beeinflusst. Das Risiko einer Krankenhausbehandlung hat fallzahlerhöhende (Herzinsuffizienz, Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens) oder fallzahlsenkende (ischämische Herzkrankheit, zerebrovaskuläre Krankheiten, Darmkrebs, Mammakarzinom) Effekte. Schlussfolgerung: Demografische Alterung und Risikoänderungen haben die stationäre Versorgung der Diagnosegruppen differenziert beeinflusst. Prognosen für die künftige Entwicklung von Krankenhausbehandlungen müssen demzufolge beide Faktoren berücksichtigen.
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