2020-10-02Zeitschriftenartikel
Das IMIRA-Projekt am Robert Koch-Institut
The IMIRA project at the Robert Koch Institute
Koschollek, Carmen
Kajikhina, Katja
Bug, Marleen
Santos-Hövener, Claudia
Deutschland ist ein Einwanderungsland und 2019 hatte mehr als jede vierte hier lebende Person einen sog. Migrationshintergrund. Bei dieser statistisch definierten Gruppe handelt es sich um einen heterogenen Personenkreis; nicht nur in Bezug auf die Herkunft, sondern auch auf die Lebenslagen oder beispielsweise die Zuzugsmotive oder Deutschkenntnisse. Diese Heterogenität lässt sich anhand der statistischen Annäherungskategorie Migrationshintergrund kaum abbilden, spezifische Aussagen über die Gesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund sind nicht ohne Hinzuziehung weiterer Variablen möglich. Um Menschen mit Migrationshintergrund besser in das Gesundheitsmonitoring am Robert Koch-Institut (RKI) einzubeziehen und das Thema Migration und Gesundheit ganzheitlicher zu betrachten, wurde das Projekt IMIRA („Improving Health Monitoring in Migrant Populations“) durchgeführt. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse, die im Rahmen dieses Projektes für die Forschungspraxis gewonnen wurden und trägt Empfehlungen für deren Übertragbarkeit in Bezug auf die medizinische Versorgung zusammen. So sind eine Weiterentwicklung mehrsprachiger Informations- und Aufklärungsmaterialien sowie die Einbeziehung von Vertreterinnen und Vertretern der Zielgruppe(n) unerlässlich. Darüber hinaus sollte in Behandlung und Diagnostik Sprachmittlung durch professionelle Dolmetscherinnen und Dolmetscher gewährleistet werden. Notwendig sind weiterhin Diversitätssensibilität und Diversität im Team. Die hier diskutierten Aspekte können auch im Bereich der Diabetologie nützlich sein. Zur Weiterentwicklung von Disease-Management-Programmen (DMP) sind partizipative Ansätze notwendig, um die DMP-Zugänglichkeit zu erhöhen. Germany is an immigration country, and in 2019 more than every fourth person living here had a migration background. However, this statistically defined group is a heterogeneous group of people, e.g., regarding origin, living circumstances, motives for immigration or German language skills, e.g. The Robert Koch Institute initiated the project Improving Health Monitoring in Migrant Populations (IMIRA) to improve the inclusion of people with migration background into health monitoring and to comprehensively address migrant health. This article gives an overview about the main findings of the project in terms of research practice and derives recommendations for the transferability of results into medical care. Examples include translation of materials and involvement of representatives of migrant populations in their development, professional interpretation services in medical care as well as diversity sensitivity and diversity within medical teams. To further develop disease management programs, participatory approaches are necessary to increase accessibility.
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