2021-05-12Zeitschriftenartikel
Altersspezifische Trends des risikoreichen Alkoholkonsums in Deutschland: Parallele oder unterschiedliche Verläufe?
Kraus, Ludwig
Loy, Johanna K.
Wilms, Nicolas
Starker, Anne
Einleitung
Nach der Collectivity-of-Drinking-Cultures-Theorie von Skog finden Veränderungen des Alkoholkonsums in allen Bevölkerungsgruppen und -schichten als parallele Verschiebungen statt. Ziele des vorliegenden Beitrags sind (1) die Darstellung zeitlicher Trends des riskanten Konsums und des episodischen Rauschtrinkens nach Altersgruppen und Geschlecht und (2) die Prüfung, ob die Trends in allen Altersgruppen parallel verlaufen („Kollektivität“) oder zwischen Altersgruppen divergieren („Polarisierung“).
Methoden
Datengrundlage sind 9 Erhebungen des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) zwischen 1995 und 2018. Als Schwellenwert für riskanten Alkoholkonsum wurde ein täglicher Konsum von mehr als 12 g Reinalkohol bei Frauen beziehungsweise 24 g bei Männern herangezogen. Episodisches Rauschtrinken wurde als Konsum von 5 oder mehr Gläsern Alkohol (ca. 70 g Reinalkohol) an mindestens einem Tag in den letzten 30 Tagen definiert. Lineare Regressionen wurden für die Vorhersage des zeitlichen Effekts auf riskanten Konsum bzw. Rauschkonsum nach Altersgruppen (18–29, 30–39, 40–49 und 50–59 Jahre) und Geschlecht getrennt berechnet und auf Unterschiede geprüft.
Ergebnisse
Die Entwicklungen riskanten Alkoholkonsums nach Altersgruppen verlaufen bei Männern weitgehend parallel, bei Frauen gegenläufig. Die Trends des episodischen Rauschtrinken weisen bei beiden Geschlechtern keine parallele Entwicklung auf: Während in der jüngsten und ältesten Altersgruppe die Prävalenz im Zeitverlauf anstieg, sank sie in den übrigen Altersgruppen.
Diskussion
Vor dem Hintergrund einer generellen Abnahme spricht die Zunahme in den Trends risikoreichen Alkoholkonsums in bestimmten Gruppen für einen Ausbau verhaltenspräventiver Maßnahmen. Zur Fortsetzung der positiven Entwicklung und der Vermeidung einer Trendumkehr sollten zudem auf die Gesamtbevölkerung ausgerichtete Präventionsanstrengungen intensiviert werden, beispielsweise durch Erhöhung der Alkoholsteuer oder Reduktion der Verfügbarkeit von Alkohol. Introduction
According to Skog’s collectivity of drinking cultures theory, changes in alcohol consumption in all groups and strata of the population take place as parallel displacement in the distribution of consumption. The aims of the present paper are (1) to illustrate temporal trends in risky drinking and episodic heavy drinking by age and gender and (2) to examine whether the trends are parallel in all age groups (“collectivity”) or diverge between age groups (“polarisation”).
Methods
The data are based on nine surveys of the Epidemiological Survey of Addiction (ESA) between 1995 and 2018. Risky drinking was defined as daily consumption of more than 12 g (for women) or 24 g (for men) of pure alcohol and episodic heavy drinking as consumption of five or more glasses of alcohol (about 70 g pure alcohol) on at least one day in the past 30 days. Linear regressions were calculated separately for age groups (18–29, 30–39, 40–49, and 50–59 years) and gender to predict the temporal effect on risky drinking or episodic heavy drinking and to test trends for differences.
Results
The temporal changes of risky drinking by age group show soft collectivity among men and polarisation among women. Trends in episodic heavy drinking indicate polarisation for both genders; while the prevalence increased in the youngest and oldest age groups, it decreased in all other age groups.
Discussion
In light of a general decrease, the increasing trends in risky drinking in specific groups indicate the need for strengthening behavioural prevention. For the positive development to continue and to avoid a trend reversal, public health measures such as alcohol tax increases and reductions of alcohol availability need to be intensified.