2021-04-14Zeitschriftenartikel
Wie wirken Generikaquoten? Eine Analyse am Beispiel der HIV-Infektion
Rüsenberg, Robin
Baumgarten, Axel
Mauss, Stefan
Gradl, Gabriele
Schulz, Martin
Bartmeyer, Barbara
Kollan, Christian
Schmidt, Daniel
Hintergrund
Die Steuerungsinstrumente der Arzneimittelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind schon länger Bestandteil der gesundheitspolitischen Reformdebatte. Über die Jahre hat sich eine Gemengelage sehr verschiedener Werkzeuge herausgebildet, die zumeist auf eine Kontrolle der Arzneimittelausgaben zielen. Die Instrumente der regionalen Verordnungssteuerung fokussieren vor allem auf eine Verhaltenssteuerung des verordnenden Arztes. Zu erwähnen ist nicht zuletzt der verstärkte Einsatz von indikationsbezogenen Quoten, vorrangig Leitsubstanzen und/oder Generika/Biosimilars. Diese gibt es mittlerweile auch im Bereich des Humanen Immundefizienz-Virus (HIV), etwa die seit 2020 in Bayern und Berlin eingeführten Generikaquoten für HIV-Therapeutika.
Zielstellung
Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, auf Grundlage von GKV-Apothekenabrechnungsdaten das Potenzial sowie Grenzen von Generikaquotenlösungen in der HIV-Versorgung zu analysieren und Handlungsempfehlungen zu skizzieren.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass das Quotenpotenzial für Generika im patentfreien Bereich in der HIV-Versorgung bereits weitgehend ausgeschöpft wird. Dieser Umstand ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die HIV-Verordner den Austausch durch Verzicht auf Aut-idem-Kreuze auf dem Kassenrezept unterstützen.
Diskussion
Das steuerungspolitische Optimum ist fast erreicht. Dies ist auf das geeignete Instrumentarium zurückzuführen, das aus dem Rahmenvertrag zur Arzneimittelversorgung und einer leitliniengerechten Wirkstoffverordnung durch den Arzt besteht – in Verbindung mit dem AMNOG(Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz)-Verfahren und Festbeträgen. Leitlinienkonformität und (existierende) Eintablettenregime müssen beibehalten werden, damit die gute Versorgungsqualität gewährleistet bleibt. Background
Instruments controlling statutory healthcare medical supply have long been a topic of debate in health policy reform discussions. Over the years, a variety of tools have been developed, most of which are aimed at controlling drug expenditure. The instruments controlling regional prescriptions primarily focus on controlling behavioural patterns of the prescribing physicians. Important to note is the increased use of indication-directed quotas, primarily of drug leads and/or generics/biosimilars. These are now also available in the area of the human immunodeficiency virus (HIV), such as the generic quotas for HIV medications introduced in Bavaria and Berlin in 2020.
Objective
The aim of this article is to analyse the benefits and limitations of generic quota solutions in HIV care using statutory health insurance drug prescription data and to outline recommendations for action.
Results
It was observed that the quota potential for generics in the area of patent-free drugs in HIV care has already been largely exhausted. This can be explained by HIV prescribers supporting product exchange on the prescription.
Discussion
The best-case scenario in terms of regulation has almost been reached. This is due to a suitable set of instruments, including the framework agreement for medical supply as well as prescribing according to guidelines – in conjunction with the Pharmaceuticals Market Reorganisation Act (AMNOG) and reference prices for drugs. Conforming with guidelines and (existing) single-tablet regimens play an integral role in maintaining good quality of care.
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