2022-11-21Zeitschriftenartikel
Diskriminierungssensible Sprache in der Forschung zu Migration und Gesundheit – eine Handreichung
Bilgic, Leman
Sarma, Navina
Loer, Anne-Kathrin M.
Koschollek, Carmen
Bozorgmehr, Kayvan
Razum, Oliver
Hövener, Claudia
Kajikhina, Katja
Hintergrund
In der Public-Health-Forschung ist Migration als eine Determinante von Gesundheit zunehmend in den Fokus gerückt. Verantwortungsvolle Forschung in diesem Bereich setzt eine antidiskriminierende Vorgehensweise in der Durchführung, Berichterstattung und Ergebnisdissemination voraus. Ein diskriminierungssensibler Sprachgebrauch ist dabei ein zentrales Element. Handreichungen hierzu gibt es im deutschsprachigen Raum für den Bereich Public Health bisher nicht.
Methoden
Im Rahmen des Projektes Improving Health Monitoring in Migrant Populations (IMIRA) am Robert Koch-Institut wurde eine Handreichung zu antidiskriminierender Sprache in der Forschung zu Migration und Gesundheit entwickelt, die aus einem Leitfaden und einer Übersicht über relevante Begriffe und Konzepte besteht. Die Bedarfe, Inhalte und Form dazu wurden in einem Aktionsforschungsprozess mit Projektmitarbeitenden aus dem IMIRA-Projekt erarbeitet.
Ergebnisse
Der Leitfaden zeigt 5 Grundprinzipien für einen antidiskriminierenden Sprachgebrauch auf: 1. Generalisierungen und Verallgemeinerungen vermeiden, 2. diskriminierungssensibel formulieren, 3. Selbst- und Fremdbezeichnungen berücksichtigen, 4. Begriffe unterliegen einem ständigen Wandel und 5. eigene Unsicherheiten offen kommunizieren. Die Übersicht, welche online als „Living Document“ zur Verfügung steht, beinhaltet Begriffe und Konzepte, die im Zusammenhang mit dem Thema Gesundheit und Migration häufig verwendet werden.
Fazit
Die Handreichung soll Forschende dafür sensibilisieren und dabei unterstützen, Sprache antidiskriminierend anzuwenden. Dies geht mit einer Reflexion der eigenen Sprache einher und stärkt verantwortungsvolle Forschung zum Thema Migration und Gesundheit. Die Nutzung und der Nutzen der Handreichung können Gegenstand zukünftiger Evaluationen sein. Background
Public health research has increasingly focused on migration as a determinant of health. Responsible research in this area requires an anti-discriminatory approach in its conduct, reporting and dissemination. A discrimination-sensitive use of language is a central element. Guidelines in this regard do not yet exist for the field of public health in German-speaking countries.
Methods
Within the framework of the project Improving Health Monitoring in Migrant Populations (IMIRA) at the Robert Koch Institute, a guideline on anti-discriminatory language in research on migration and health was developed. It consists of a manual and an overview of relevant terms and concepts. The needs, content and form of the guideline were developed in an action research process with project staff from the IMIRA project.
Results
The manual shows the following five basic principles for anti-discriminatory language use: (1) avoid generalisations, (2) formulate in a discrimination-sensitive way, (3) use self-designations and external designations, (4) recognise that terms are subject to constant change and (5) openly communicate oneʼs own uncertainties. The overview, which is available online as a “living document”, contains terms and concepts that are frequently used in association with the topic of migration.
Conclusion
The guideline is intended to support researchers in using language in an anti-discriminatory way. This goes hand in hand with a reflection on one’s own language use and strengthens responsible research on the topic of migration and health.
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