2022-12-20Zeitschriftenartikel
Inanspruchnahme des Rettungsdiensts bei Suizidversuchen im Verlauf der SARS-CoV-2-Pandemie
Thate, Stefan
Volmerg, Julia S.
Leenderts, Frank
Majeed, Raphael
Grabenhenrich, Linus
Röhrig, Rainer
Seeger, Insa
Hintergrund
Die Pandemie hat zu Veränderungen in der Notfallversorgung mit atypischen Schwankungen der Einsatzzahlen geführt. Dies wurde u. a. mit dem veränderten Verhalten und einem gesteigerten Belastungsempfinden der Bevölkerung erklärt. Bestehende Untersuchungen geben Hinweise auf das gesteigerte Auftreten von psychischen Krankheitsbildern in der Notfallversorgung bei fortwährender Pandemie.
Ziel
In diesem Beitrag wird ein Zusammenhang zwischen der COVID-19-Pandemie und dem Auftreten von Einsatzstichworten im Kontext Suizid in sechs unterschiedlich strukturierten Rettungsdienstbereichen untersucht.
Methodik
Es handelt sich um eine retrospektive Querschnittstudie basierend auf der Routinedokumentation einer integrierten Leitstelle mit deskriptiver und explorativer Datenanalyse. Die Daten werden anhand siedlungsstruktureller Kreistypen aufgeschlüsselt und mit dem vom Robert-Koch-Institut (RKI) dokumentierten Wert der COVID-19-Krankheitsfälle der letzten 7 Tage/100.000 Einwohner und Pandemiephasen ins Verhältnis gesetzt.
Ergebnisse
Es zeigt sich in Phase 1 und 2a ein Absinken des Einsatzaufkommens während der Pandemie. Zudem stellt sich eine Verschiebung der Dispositionsfälle mit Suizidkontext nach Strukturtypen in Phase 3 dar. Einer gesunkenen Einsatzrate im dünn besiedelten ländlichen Kreis steht eine Steigerung in der Großstadt gegenüber. Die Umstellung des Leitstellensystems zum 16.03.2021 zeigt eine deutliche Steigerung der Einsatzstichworte im Kontext Suizid.
Diskussion
Die Ausprägung der Resilienz der Landbevölkerung erscheint in Phase 3 stärker ausgeprägt. Eine kontinuierliche „mental health surveillance“ unter Einbeziehung auch rettungsdienstlich erhobener Daten kann wertvolle Erkenntnisse liefern. Die Studie zeigt zudem die Notwendigkeit einer Standardisierung von Leitstellendaten auf. Background
The pandemic has caused several changes in the emergency care system. The deployment figures in emergency medical services have shown atypical fluctuations. This has also been explained by changes in behavior and an increased sense of stress among the population. Existing research provides hints for the increased incidence of mental health symptoms in emergency care during ongoing pandemics.
Objective
In this context, this paper examines the occurrence of emergency medical services calls related to the keyword suicide in relation to total calls.
Methods
This is a retrospective cross-sectional study based on routine documentation from a fire and rescue dispatch center with descriptive and exploratory data analyses. The data are divided by settlement-structural county types and compared with incidences and pandemic phases.
Results
Phase 1 and 2a show a decrease in the number of dispatches during the pandemic. In addition, there is a shift in the number of dispatch cases with a context of suicide by structure types in phase 3. A decreased dispatch rate in the sparsely populated rural county is offset by an increase in the metropolitan area. Changes made to the control center system resulted in an increase in the number of dispatch cases in the context of suicide.
Conclusion
Continuous mental health surveillance, including data collected by emergency medical services, can provide valuable insight. The study also highlights the need for standardization of emergency dispatch center data.
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