Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in Deutschland und Europa – Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 3
Krause, Laura
Prütz, Franziska
Starker, Anne
Du, Yong
Sarganas, Giselle
Kuhnert, Ronny
Thom, Julia
Rommel, Alexander
Hintergrund: Eine bedarfsgerechte Versorgung ist ein zentrales Anliegen der Gesundheitspolitik. Ein europäischer Vergleich der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen kann helfen, nationale Daten einzuordnen und Handlungsbedarfe abzuleiten.
Methode: Der Beitrag beschreibt Indikatoren zur Inanspruchnahme ambulanter und stationärer Leistungen, medizinischer Untersuchungen und Arzneimittelnutzung aus der dritten Welle des European Health Interview Survey (EHIS 3) und vergleicht die Ergebnisse aus Deutschland mit den europäischen Durchschnittswerten.
Ergebnisse: Altersstandardisiert lag die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in Deutschland ausnahmslos über dem europäischen Mittel, wobei sich demografische und soziale Unterschiede ähnlich darstellten. Fast alle Leistungen wurden von Frauen und in höheren Altersgruppen häufiger genutzt. Ausnahmen sind stationäre Leistungen und Koloskopie, bei denen sich die Geschlechter nicht unterschieden, und eine häufigere Nutzung psychiatrischer und psychotherapeutischer Leistungen sowie nicht verschreibungspflichtiger Medikamente bei jüngeren Erwachsenen. Fachärztliche und zahnmedizinische Leistungen wurden in der hohen Bildungsgruppe häufiger genutzt, psychiatrische und psychotherapeutische sowie stationäre Leistungen und ärztlich verordneter Arzneimittel in der niedrigen Bildungsgruppe.
Schlussfolgerungen: Der europäische Vergleich verlangt eine differenzierte Einordnung der Befunde. Während die hohe Inanspruchnahme in Deutschland bei einigen evidenzbasierten Leistungen (z. B. Koloskopie, Zahnmedizin) auf einen guten Zugang zur Versorgung hindeutet, wird z. B. die hohe stationäre Inanspruchnahme auch kritisch diskutiert.
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