Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf- und chronische Atemwegserkrankungen in Deutschland und Europa – Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS 3, 2018 – 2020)
Baumert, Jens
Sarganas, Giselle
Kuhnert, Ronny
Thamm, Roma
Steppuhn, Henriette
Waldhauer, Julia
Hoebel, Jens
Neuhauser, Hannelore
Heidemann, Christin
Hintergrund: In Europa wird die gesundheitliche Lage vor allem von nichtübertragbaren Krankheiten beeinflusst. Für den europäischen Raum vergleichbare Informationen zu zentralen Indikatoren können mögliche Verbesserungsbedarfe in Prävention und Versorgung aufzeigen.
Methode: Auf Basis von EHIS 3 wurden altersstandardisierte Prävalenzen von drei Krankheitsgruppen und zwei Indikatoren der selbsteingeschätzten Gesundheit unter den Erkrankten für Deutschland (n = 22,708) und den Durchschnitt aus 29 europäischen Ländern (n = 301.960) abgebildet.
Ergebnisse: Die Krankheitsprävalenzen lagen in Deutschland höher als im europäischen Durchschnitt: Diabetes 8,4 % vs. 7,4 %, Herz-Kreislauf-Erkrankungen 6,8 % vs. 5,7 %, chronische Atemwegserkrankungen 11,4 % vs. 7,9 %. Ebenfalls höher war jedoch in Deutschland der Anteil der Erkrankten mit einer als sehr gut oder gut selbsteingeschätzten allgemeinen Gesundheit (Diabetes 35,8 % vs. 30,7 %, Herz-Kreislauf-Erkrankungen 25,3 % vs. 18,9 %, chronische Atemwegserkrankungen 44,7 % vs. 41,9 %). Für Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten zeigten sich in Deutschland bei Diabetes (65,6 % vs. 60,6 %) und chronischen Atemwegserkrankungen (64,5 % vs. 57,6 %) hierbei höhere Anteile. Deutschland wies ähnliche geschlechts-, alters- und bildungsspezifische Unterschiede für die Krankheitsprävalenzen, jedoch zum Teil schwächer ausgeprägte Unterschiede für die Indikatoren der selbsteingeschätzten Gesundheit als im europäischen Mittel auf.
Schlussfolgerungen: Weitergehende Analysen der Unterschiede für die betrachteten Indikatoren zwischen Deutschland und dem europäischen Mittel und der möglichen zugrundeliegenden Faktoren, wie Unterschiede in Prävention, Diagnose, Krankheitsschwere und Versorgung, sind erforderlich. Die beobachteten bildungsbezogenen Ungleichheiten weisen europaweit auf beträchtliche Potenziale zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit hin.
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