Die Lebenserwartungslücke: Sozioökonomische Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Deutschlands Regionen
Hoebel, Jens
Michalski, Niels
Baumert, Jens
Nowossadeck, Enno
Tetzlaff, Fabian
Hintergrund: In diesem Beitrag werden Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Deutschlands wohlhabendsten und sozioökonomisch am stärksten deprivierten Regionen untersucht.
Methode: Bundesweite Daten der Todesursachenstatistik der Jahre 2003 bis 2022 wurden mit amtlichen Bevölkerungsdaten verknüpft, um für alle Landkreise und kreisfreien Städte die mittlere Lebenserwartung von Frauen und Männern zu berechnen. Der Zusammenhang mit dem „German Index of Socioeconomic Deprivation“ (GISD) der Kreise wurde regressionsanalytisch bestimmt, um die Lebenserwartungslücke zwischen Regionen mit der höchsten und niedrigsten sozioökonomischen Deprivation zu berechnen.
Ergebnisse: In der Periode 2020 bis 2022 lag die Lebenserwartung in Regionen mit der höchsten Deprivation für Frauen 4,3 Jahre und für Männer 7,2 Jahre niedriger als in Regionen mit der niedrigsten Deprivation. In der Periode 2003 bis 2005 betrug diese Lebenserwartungslücke noch 2,6 bzw. 5,7 Jahre. Die Ausweitung der Lebenserwartungslücke resultiert aus einer ungünstigeren Entwicklung der Lebenserwartung in den am stärksten deprivierten Regionen. Sie bestand bereits vor und verstärkte sich während der COVID-19-Pandemie.
Schlussfolgerungen: Die wachsende Lebenserwartungslücke weist darauf hin, dass sich die gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland verstärkt. Demzufolge gehört die Entwicklung einer Strategie zur Verbesserung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit mehr denn je auf die politische Agenda.
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