Assessment of the human medical significance of the rabies zoonosis in Germany – analysis of available data and desiderata
Abschätzung der humanmedizinischen Bedeutung der Zoonose Tollwut in Deutschland – Analyse der verfügbaren Daten und Desiderate
Ross, R. Stefan
Freuling, Conrad M.
Deleré, Yvonne
Müller, Thomas
Um die humanmedizinische Bedeutung der Zoonose Tollwut in Deutschland abzuschätzen, wurden für die Jahre 2006–2010 Daten der einschlägigen „Surveillance“ und des Meldewesens sowie die in der gesetzlichen Krankenversicherung eingelösten Rezepte ausgewertet. 2441 der insgesamt 81 280 an Tieren durchgeführten Untersuchungen auf eine Rabiesinfektion gingen Personenkontakte voraus, wobei 54 % der Expositionen auf Wild- und 46 % auf Haustiere zurückzuführen waren. Entfielen in den Jahren 2006 und 2007 noch 0,42 und 0,34 veterinärmedizinische Analysen nach Personenkontakt auf 100 000 Einwohner, so reduzierten sich diese Kennzahlen nach der Proklamation Deutschlands als frei von terrestrischer Tollwut auf jeweils 0,2 in 2009 bzw. 2010. Im Erhebungszeitraum wurden jährlich durchschnittlich 21 700 Dosen Tollwutimpfstoff auf „Kassenrezept“ bezogen, die ausgereicht hätten, um etwa 7230 vollständige Tollwut-Präoder 4340 komplette Post-Expositions-Prophylaxen vorzunehmen. Für welche dieser beiden prinzipiellen Indikationen die Vakzinen faktisch verwandt wurden, war den eingelösten GKV-Verordnungen ebenso wenig zu entnehmen, wie beispielsweise der Ort einer erlittenen Exposition (Inland bzw. Tollwutendemiegebiet) oder Angaben darüber, ob die Impfserie abgeschlossen werden konnte oder aber unvollständig blieb. Insgesamt erlaubten so die aus der Tollwut-„Surveillance“ sowie dem -Meldewesen offiziell verfügbaren Daten selbst in Kombination mit einer fast vollständigen Erfassung von „GKV-Verordnungszahlen“ keine auch nur annähernd adäquate Rekonstruktion der humanmedizinischen Bedeutung der Zoonose Tollwut in Deutschland. Wollte man diese erreichen, so müsste man sich beispielsweise eines Vorgehens bedienen, das aus anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Finnland oder den Niederlanden bekannt ist. In order to assess the human medical significance of the rabies zoonosis in Germany, the data of the relevant surveillance and of the registration systems as well as prescriptions submitted to the statutory health insurance (SHI) were assessed. In all, 2441 of the 81 280 total examinations for rabies conducted on animals were performed subsequent to contact with humans. In this context 54% of exposures were attributed to wild animals and 46%, to domestic animals. In 2006 and 2007 there were still 0.42 and 0.34 veterinary medical analyses per 100 000 inhabitants, respectively, subsequent to human contact. After the proclamation that Germany was free of terrestrial rabies, these indices dropped to 0.2 in 2009 and 2010. During the survey period, 21 700 doses of rabies vaccine were issued annually for SHI prescriptions on average; they would have been adequate for approximately 7230 complete courses of rabies pre-exposure prophylaxis or 4340 complete post-exposure treatments. For which of these two principal indications the vaccines were actually used cannot be determined from the SHI prescriptions. Taken together, the officially available data from rabies surveillance or registration systems even in combination with a nearly complete record of SHI prescription numbers did not allow an even nearly adequate reconstruction of the human medical significance of the rabies zoonosis in Germany. If one desired to achieve this, one would have to use, for example, an approach that is known from other European countries such as France, Finland, or the Netherlands.
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