Barrieren der Inanspruchnahme psychotherapeutischer Versorgung junger Erwachsener: Individuelle und regionale Einflussfaktoren
Birgel, Vera
Gellert, Paul
Hölling, Heike
Kuhnert, Ronny
Michalski, Niels
Rapp, Michael
O’Sullivan, Julie L.
Cohrdes, Caroline
Hintergrund: Psychische Belastungen sind unter jungen Erwachsenen in Deutschland weit verbreitet. Im Vergleich dazu bleibt die Inanspruchnahme professioneller Hilfe gering. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Häufigkeit spezifischer Barrieren zu identifizieren und zu prüfen, welche individuellen sowie regionalen Faktoren mit einem unerfüllten Hilfebedarf assoziiert sind.
Methode: 3.051 ehemalige Teilnehmende der KiGGS-Studie (16 bis 25 Jahre) nahmen an einer Online-Befragung teil. Mittels Gruppenvergleichen und Regressionsanalysen wurden Zusammenhänge mit unerfülltem Hilfebedarf untersucht.
Ergebnisse: 42,6 % der Befragten berichteten, trotz angeratenem oder selbst wahrgenommenem Bedarf keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Am häufigsten genannt wurden Barrieren im Umgang mit dem eigenen Hilfebedarf (Problemleugnung) sowie negative Einstellungen gegenüber der Inanspruchnahme professioneller Hilfe (Hilfesuchstigma). Innerhalb dieser Gruppe wurde unerfüllter Hilfebedarf häufiger von Frauen, Personen mit niedrigem subjektivem sozialen Status, depressiven oder Angstsymptomen, geringerer psychischer Lebensqualität oder unzureichender Gesundheitskompetenz genannt. Regionale Merkmale wie die Versorgungsdichte oder sozioökonomische Deprivation zeigten keinen Zusammenhang.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse betonen die Bedeutung subjektiver Hürden im Hilfesuchverhalten. Niedrigschwellige Angebote können dabei helfen, Selbstwahrnehmung, Bewertungskompetenz und Offenheit im Umgang mit psychischen Belastungen zu fördern und das Risiko für psychische Störungen zu mindern.
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