Typ-2-Diabetes: Prävalenz und Relevanz angeborener und erworbener Faktoren für die Prädiktion
Rathmann, Wolfgang
Scheidt-Nave, Christa
Roden, Michael
Herder, Christian
Hintergrund: Die Epidemiologie des Typ-2-Diabetes in Deutschland ist von großem gesellschaftlichen Interesse. Dabei stellt sich auch die Frage der Relevanz angeborener und erworbener Faktoren für die Risikoprädiktion. Methoden: Basierend auf einer selektiven Literaturrecherche in PubMed mit Schwerpunkt auf populationsbasierten Studien wurden die für die klinische Praxis wichtigsten Aspekte zusammengefasst. Ergebnisse: Den Erhebungen der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1, 2008–2011) zufolge wurde bei 7,2 % der Erwachsenen (18–79 Jahre; Frauen 7,4 %, Männer 7,0 %) jemals ein Diabetes diagnostiziert. Dies entspricht einer absoluten Zunahme von 2 % zum letzten nationalen Survey (1998). Die Dunkelziffer wird je nach Untersuchungsmethode auf weitere 2–7 % geschätzt. Unabhängig von persönlichen Faktoren (Lebensstil) scheint auch das Leben in benachteiligten Regionen, die etwa geprägt sind von hoher Arbeitslosigkeit, Luftverschmutzung und schlechter Infrastruktur, mit einem erhöhten Diabetesrisiko assoziiert zu sein. Zudem hat der Typ-2-Diabetes eine wesentliche erbliche Komponente. Bislang konnten zwar mehr als 60 Genregionen identifiziert werden, die das Risiko für den Typ-2-Diabetes beeinflussen, insgesamt erklären diese aber nur 10–15 % des genetischen Hintergrunds des Typ-2-Diabetes. Schlussfolgerung: Die Prävalenz des Typ-2-Diabetes ist in den vergangenen Jahren in Deutschland angestiegen. Die Entdeckung neuer genetischer Risikovarianten verbessert derzeit eher das Verständnis der Insulinsekretion in der Diabetesentstehung als die Prädiktion des individuellen Risikos im Sinne einer „personalisierten Medizin“.
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