Bericht zur Epidemiologie  der Influenza in Deutschland  Saison 2012/13
Buda, Silke
Köpke, Karla
Prahm, Kerstin
Schweiger, Brunhilde
Wedde, Marianne
Duwe, Susanne
Buchholz, Udo
Heiden, Matthias an der
Haas, Walter
Die Ergebnisse der Influenza-Überwachung des  RKI in der Saison 2012/13 basieren hauptsächlich  auf den Daten des Sentinelsystems der Arbeitsgemeinschaft  Influenza (AGI) mit seiner syndromischen  und virologischen Surveillance. Die virologischen  Daten werden ergänzt durch Ergebnisse  von sechs mit der AGI kooperierenden Landeslabors  in Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-  Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und  in Thüringen. Weiterführende virologische Analysen  zu den zirkulierenden Viren hat das Nationale  Referenzzentrum für Influenza (NRZ) beigetragen.  Die von den deutschen Gesundheitsämtern  erhobenen Meldedaten zu Influenza-Erkrankungen  aus dem gesamten Bundesgebiet wurden  ebenso in die Einschätzung mit einbezogen wie  die Ergebnisse aus dem Online-Portal GrippeWeb,  bei dem die Bevölkerung selbst zu akuten Atemwegserkrankungen  befragt wird.  Die Grippewelle in der Saison 2012/13 begann  relativ früh in der 50. Kalenderwoche (KW) 2012  und endete erst mit der 16. KW 2013 im April. Bereits  in der 43. KW 2012 gelang der erste Influenzanachweis  im Rahmen des Sentinels der AGI,  in den folgenden Wochen wurden kontinuierlich  Influenzaviren nachgewiesen und ab der 50. KW  lag der Anteil Influenza-positiver Proben (Positivenrate)  bei über 20 %. Ab der 50. KW lag auch  die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen in  Deutschland über dem im Winterhalbjahr üblichen  Hintergrundbereich. Ihren Höhepunkt erreichte  die Grippewelle bundesweit in der 8. KW  2013, wobei der Nord-Osten Deutschlands in dieser  Saison früher betroffen war und dort die Aktivität  häufig schon in der 6. KW ihren Höhepunkt  erreichte. In den letzten zehn Jahren wurden auf  dem Höhepunkt der Grippewelle nur in der Saison  2004/05 höhere Werte der ARE-Aktivität verzeichnet.  Erst nach 17 Wochen, in der 14. KW 2013,  sank die ARE-Aktivität wieder in den Hintergrundbereich.  Trotzdem blieb die Positivenrate für Influenza  weitere zwei Wochen so hoch, dass auch  dann noch viele akute Atemwegserkrankungen  der Influenza zugeschrieben werden konnten.  Die Anzahl der während der Influenzawelle  in der Saison 2012/13 aufgetretenen zusätzlichen  Arztbesuche (Exzess-Konsultationen) wurde  auf 7,7 Millionen (95 %-Konfidenzintervall 7,1–  8,1 Millionen) geschätzt. Influenza-assoziierte Arbeitsunfähigkeiten  (bzw. Pflegebedürftigkeit oder  die Notwendigkeit der Bettruhe bei Patienten, die  keine Krankschreibung benötigen) wurden auf 4,3  Millionen (95 %-KI 4,0–4,7 Millionen) geschätzt.  Die geschätzte Anzahl der grippebedingten zusätzlichen  Krankenhauseinweisungen betrug 32.000  (95 %-KI 28.000–35.000). Alle drei Schätzwerte  spiegeln die im Vergleich mit den Vorjahren deutlich  stärkere Grippewelle wider.  Der Anteil der im Rahmen des Sentinels im  NRZ nachgewiesenen Influenzatypen und -subtypen  war in dieser Saison ungewöhnlich gleichmäßig  verteilt mit 34 % Influenza A(H1N1)pdm09,  31 % Influenza A(H3N2) und 35 % Influenza B, wobei  die Zirkulation der Influenza B-Viren – wie  auch in früheren Saisons häufig beobachtet – den  Influenza A-Viren zeitlich nachfolgte. Genotypische  und phänotypische Analysen zeigten keine  Resistenzen gegen die antiviralen Arzneimittel  Oseltamivir und Zanamivir bei Influenzaviren, die  im Rahmen des AGI-Sentinel untersucht wurden.  In den spezifischeren Auswertungen aus  GrippeWeb konnte der Verlauf der Grippewelle  ebenfalls gut anhand der Meldungen von grippeähnlichen  Erkrankungen aus der Bevölkerung  nachvollzogen werden, und auch die im SEEDAREProjekt  erhobenen fallbasierten, auf ICD 10-Code  basierenden Informationen z. B. zu Grippediagnosen  (J09-J11) erlaubten eine detaillierte Analyse.  In die Einschätzung der Krankheitslast von  Influenza sollten auch Daten zu Influenza-bedingten  Todesfällen eingehen. In diesem Bericht wird  ein methodischer Ansatz aus bisher zwei Bundesländern  (Berlin und Hessen) beschrieben, der eine  zeitnahe Einschätzung der Mortalität durch Influenza  ermöglicht.  Zu ihren Erfahrungen in der letzten Influenzapandemie  in 2009 wurden die Sentinelärzte  vom RKI ausführlich befragt, einige wichtige  Ergebnisse dieser Befragung sind im Bericht aufgeführt.  Die Wirksamkeit der Influenzaimpfung in  der Saison 2012/13 wurde wie in der Vorsaison basierend auf Daten aus der virologischen Surveillance  der AGI untersucht. Deutliche Unterschiede  zwischen den beiden Influenza A-Komponenten  konnten gezeigt werden, die Wirkung wurde  insgesamt als moderat eingeschätzt.  Für die Saison 2013/14 empfahl die Weltgesundheitsorganisation  (WHO) eine veränderte  Zusammensetzung der Komponenten des Impfstoffs  gegen Influenza in der nördlichen Hemisphäre:  ▶ Influenza A(H1N1)-Komponente: ein A/California/  7/2009 (H1N1)-ähnliches Virus;  ▶ Influenza A(H3N2)-Komponente: ein der in  Zellkultur vermehrten Komponente A/Victoria/  361/2011-ähnliches Virus;  ▶ Influenza B-Komponente: ein B/Massachusetts/  2/2012-ähnliches Virus aus der Yamagata-  Linie.  Im Bericht werden die Impfempfehlung der Ständigen  Impfkommission (STIKO) sowie eine aktuelle  Präzisierung der Impfempfehlung für Kinder  wiedergegeben.  Schließlich wird im Kapitel Influenza als Zoonose  die jeweils aktuelle Situation bezüglich aviärer  und porciner Influenza in ihren jeweiligen  Tierspezies und bei humanen Erkrankungsfällen  geschildert. Das Auftreten von humanen Erkrankungen  mit aviärer Influenza A(H7N9) in China  im Frühjahr 2013 findet dabei besondere Berücksichtigung.
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