Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2013/14
Buda, Silke
Köpke, Karla
Prahm, Kerstin
Schweiger, Brunhilde
Wedde, Marianne
Duwe, Susanne
Buchholz, Udo
Heiden, Matthias an der
Haas, Walter
Die Ergebnisse der Influenza-Überwachung des RKI in der Saison 2013/14 basieren hauptsächlich auf den Daten des Sentinelsystems der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) mit seiner syndromischen und virologischen Surveillance. Die syndromische Surveillance umfasst seit der Saison 2012/13 neben der klassischen Meldung von akuten Atemwegserkrankungen aggregiert in Altersgruppen auch die elektronische Erfassung von Diagnosecodes akuter respiratorischer Erkrankungen in Sentinelpraxen (SEEDARE). In der Saison 2013/14 wurden erstmals alle Sentinelproben in der virologischen Surveillance nicht nur auf Influenza- und Respiratorische Synzytialviren, sondern zusätzlich auch auf Rhino-, Adeno- und humane Metapneumoviren untersucht. Die virologischen Daten zu Influenza werden ergänzt durch Ergebnisse von sechs mit der AGI kooperierenden Landeslaboren in Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und in Thüringen. Weiterführende virologische Analysen zu den zirkulierenden Influenzaviren hat das Nationale Referenzzentrum für Influenza (NRZ) beigetragen. Die von den deutschen Gesundheitsämtern erhobenen Meldedaten zu Influenza-Erkrankungen aus dem gesamten Bundesgebiet wurden ebenso in die Einschätzung mit einbezogen wie die Ergebnisse aus dem Online-Portal GrippeWeb, bei dem die Bevölkerung selbst zu akuten Atemwegserkrankungen befragt wird. Die Grippewelle in der Saison 2013/14 begann spät Mitte Februar in der 8. Kalenderwoche (KW) und endete bereits mit der 14. KW 2014 Anfang April. In der 48. KW 2013 gelang der erste Influenzanachweis im Rahmen des Sentinels der AGI. Obwohl in den folgenden Wochen Influenzaviren nachgewiesen wurden, stieg der Anteil Influenza-positiver Proben (Positivenrate) erst in der 8. Kalenderwoche über 20 %. Dagegen überschritt die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen, gemessen im Praxisindex, schon in der 5. KW 2014 den Bereich der Hintergrund-Aktivität. Diese Erhöhung der ARE-Aktivität war allerdings nicht durch Influenza zu erklären, sondern wurde durch weitere zirkulierende virale Atemwegserreger verursacht. Für die Beurteilung der epidemiologischen Situation erwies sich deshalb die Erweiterung des respiratorischen Erregerspektrums in der virologischen Surveillance der AGI als besonders wertvoll. Ihren Höhepunkt erreichte die Grippewelle bundesweit in der 10. KW 2014, allerdings auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau. Nach der starken Grippewelle in der Saison 2012/13 wurden in der Saison 2013/14 insgesamt sehr viel niedrigere Werte in der Influenzaüberwachung verzeichnet. Die Anzahl der zusätzlichen Arztbesuche (Exzess-Konsultationen) während der Influenzawelle in der Saison 2013/14 wurde auf 780.000 (95 %-Konfidenzintervall (KI) 510.000–1.010.000) geschätzt. Influenza-assoziierte Arbeitsunfähigkeiten (bzw. Pflegebedürftigkeit oder die Notwendigkeit der Bettruhe bei Patienten, die keine Krankschreibung benötigen) wurden auf 430.000 (95 %-KI 260.000–600.000) geschätzt. Die geschätzte Anzahl der grippebedingten zusätzlichen Krankenhauseinweisungen betrug 3.100 (95 %-KI 1.700–4.500). Alle drei Schätzwerte entsprechen nur etwa einem Zehntel der Werte der Saison 2012/13 und liegen damit am unteren Ende der Skala in den letzten 13 Saisons, für die entsprechend validierte Daten aus der syndromischen Surveillance der AGI vorliegen. Bei den im Rahmen des Sentinels untersuchten Patientenproben dominierten Influenza A(H3N2)-Viren mit 61 % die Influenzanachweise, gefolgt von Influenza A(H1N1)pdm09-Viren mit 30 %. Influenza B-Viren machten in der Saison 2013/14 nur 9 % der Influenzanachweise in den Sentinelproben aus. Die genetische wie die antigene Charakterisierung der zirkulierenden Influenzaviren unterstützen die Empfehlung der WHO bezüglich der Impfstoffkomponenten. Auch hinsichtlich der Empfindlichkeit der Influenzaviren gegenüber Neuraminidasehemmern wurden umfangreiche Untersuchungen vom NRZ durchgeführt. In den Auswertungen aus GrippeWeb konnte der Verlauf der Grippewelle – auch im Vergleich mit zwei Vorsaisons – ebenfalls gut anhand der Meldungen von grippeähnlichen Erkrankungen aus der Bevölkerung nachvollzogen werden. Die im SEEDARE-Projekt erhobenen fallbasierten, auf ICD-10-Code basierenden Informationen z. B. zu Grippediagnosen (J09-J11) erlaubten zusätzlich eine detaillierte Analyse. In die Einschätzung der Krankheitslast von Influenza gehen auch Daten zu Influenza-bedingten Todesfällen ein. In diesem Bericht wird über die zeitnahe Einschätzung der Mortalität durch Influenza in Berlin berichtet. Personengruppen mit einem höheren Risiko für eine schwere Influenzaerkrankung werden in zwei Beiträgen im Bericht berücksichtigt: Das Management von Influenzaausbrüchen in Altenund Pflegeheimen wurde in einer Befragung von Gesundheitsämtern untersucht und schwangere Frauen wurden zu Faktoren, die die Impfentscheidung beeinflussen, in einem Querschnittssurvey befragt. Die Wirksamkeit der Influenzaimpfung in der Saison 2013/14 wurde wie in den beiden Vorsaisons basierend auf Daten aus der virologischen Surveillance der AGI untersucht. Für die Saison 2014/15 empfahl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die gleiche Zusammensetzung der Komponenten des Impfstoffs gegen Influenza in der nördlichen Hemisphäre wie schon für die Saison 2013/14: ▶▶Influenza A(H1N1)-Komponente: ein A/California/ 7/2009 (H1N1)-ähnliches Virus; ▶▶Influenza A(H3N2)-Komponente: ein A/Texas/ 50/2012 (H3N2)-ähnliches Virus ▶▶Influenza B-Komponente: ein B/Massachusetts/ 2/2012-ähnliches Virus aus der Yamagata- Linie. Im Bericht wird außerdem die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) wiedergegeben. Schließlich wird im Kapitel Influenza als Zoonose die aktuelle Situation bezüglich aviärer und porciner Influenza in ihren jeweiligen Tierspezies und bei humanen Erkrankungsfällen geschildert. Das Auftreten von humanen Erkrankungen mit aviärer Influenza A(H7N9) in China in einer zweiten Welle im Frühjahr 2014 findet dabei wiederum besondere Berücksichtigung.
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