Impfquoten und Impfmotivation bei Klinikpersonal in der Influenza-Saison 2016/2017
Neufeind, Julia
Wenchel, Ronja
Bödeker, Birte
Wichmann, Ole
Einleitung: Die jährliche Influenza-Impfung ist die wichtigste Maßnahme zur Prävention einer Influenza-
Erkrankung. Bisher liegen keine bundesweiten Daten zur Impfquote und Impfmotivation bei
Klinikpersonal vor. Vergangene Erhebungen an zumeist einzelnen Kliniken lieferten jedoch Hinweise
darauf, dass die Impfquoten weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. Diese Lücke wird durch
OKaPII (Online-Befragung von Krankenhaus-Personal zur Influenza-Impfung), einem standardisierten,
jährlichen Monitoring von Impfquoten und Impfmotivation geschlossen.
Methoden: OKaPII ist eine Online-Befragung von Klinikpersonal. Erfragt wurden aktueller Impfstatus,
Impfhistorie und Impfintention, außerdem die Gründe für und gegen eine Impfung. Die möglichen
Gründe gegen eine Impfung orientierten sich an dem 4C-Modell für Impfakzeptanz mit den Dimensionen
Vertrauen (Confidence), Bequemlichkeit (Convenience), Risikobewusstsein (Complacency) und
Risiko-Nutzen-Abwägung (Calculation). Als Determinanten einer Impfentscheidung wurden weiterhin
soziodemografische Angaben erfragt.
Ergebnisse: Befragt wurden im Herbst 2017 insgesamt 5.822 KlinikmitarbeiterInnen aus 54 Kliniken. Von
diesen waren 40,1 % in der vergangenen Saison gegen Influenza geimpft. Innerhalb der Ärzteschaft waren
61,4 % geimpft, beim Pflegepersonal 32,5 % und bei therapeutischen Berufen 34,2 %. Der häufigste
genannte Grund für eine Impfung war der Selbstschutz, der Patientenschutz war dem nachgeordnet.
Gründe gegen eine Inanspruchnahme der Impfung unterschieden sich nach Berufsgruppe: Die Ärzteschaft
beklagte vor allem organisatorische Gründe, das Pflegepersonal und Personal aus therapeutischen
Berufen dagegen fehlendes Vertrauen in Sicherheit und Effektivität der Influenza-Impfung.
Diskussion: Insgesamt wird die Influenza-Impfung bei Krankenhauspersonal nicht ausreichend angenommen.
Besonders große Defizite zeigen sich beim Pflegepersonal und in therapeutischen Berufen.
Die Unterschiede zwischen den Berufsgruppen zeigen, dass eine berufsgruppenspezifische
Kommunikation im Krankenhaus notwendig ist. Für Pflegepersonal und therapeutische Berufe wäre
eine Steigerung des Vertrauens in die Sicherheit und Effektivität nötig, bei der Ärzteschaft wiederum
könnten aufsuchende Impfangebote die Inanspruchnahme stärken. Da die Teilnahme an der Studie
freiwillig war, ist ein Selektionsbias nicht auszuschließen, der zu einer Über- oder Unterschätzung der
Impfquote geführt haben könnte. Jährliche Folgeerhebungen werden zeigen, inwieweit sich Impfquote
und Impfmotivation über die Zeit verändern.
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