Legionärskrankheit in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung erworbenen Erkrankungen, 2004 – 2006
Nosocomial Legionnaires’ disease – Results from the analysis of Germany’s surveillance data; 2004–2006
Stöcker, Petra
Brodhun, Bonita
Buchholz, Udo
Legionellen besiedeln wasserführende Systeme und konnen nach Übertragung auf den Menschen schwere Pneumonien auslösen, die sogenannte Legionärskrankheit (LK). Das Kompetenznetz für ambulant erworbene Pneumonien (CAPNETZ) schätzt, dass jährlich in Deutschland etwa 15.000– 30.000 Fälle von LK auftreten. Je nach Exposition unterscheidet man Erkrankungen, die im Zusammenhang mit einem Aufenthalt in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung aufgetreten sind (healthcare associated; HCA-LK), im privaten oder beruflichen Umfeld erworben wurden (community acquired; CA-LK) sowie reiseassoziierte Fälle von Legionärskrankheit. Die englischen Empfehlungen des Überwachungszentrums fur Infektionskrankheiten (CDSC) sowie die Kommission zur Infektionskontrolle im Krankenhauswesen (HICPAC; USA) empfehlen, schon Einzelfälle im Krankenhaus zum Anlass zu nehmen, eine umgehende epidemiologische und ggf. wassertechnische Untersuchung der entsprechenden Einrichtungen durchzuführen. Im vorliegenden Beitrag werden die in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung aufgetretenen und anhand der dem Robert Koch-Institut (RKI) in den Jahren 2004–2006 übermittelten Fälle von LK näher charakterisiert. Berechnet wurden die Zahl der Erkrankungen pro Bevölkerung (Inzidenz), die Zahl der Erkrankungen pro Personentage unter Exposition (Inzidenzrate) und der Anteil der Erkrankten, die verstarben (Letalitat). Die Analyse umfasste insgesamt 1339 Fälle von LK. Unter den 942 Fällen mit Angaben zu einer der 3 Expositionskategorien traten die CALK mit einem Anteil von 58 % (547 Fälle) am häufigsten auf, gefolgt von reiseassoziierten LK mit 29 % (270 Fälle). An dritter Stelle folgten mit 13 % (125 Fälle) die HCA-LK. Die Inzidenzrate reiseassoziierter LK war im Vergleich zu CA-LK 9-fach, aber die von HCA-LK 15-fach erhoht. HCA-LK hatten mit 13 % die höchste Letalität, gefolgt von CA-LK mit 9 % und reiseassoziierten LK mit 5 %. HCA-LK wurden von allen Bundesländern aus insgesamt 77 verschiedenen Landkreisen übermittelt, wobei die übermittelnden Landkreise die gemeldeten Wohnorte der LK-Patienten repräsentieren. Die deutschen Meldezahlen weisen darauf hin, dass Fälle von LK, und vermutlich auch HCA-LK, erheblich untererfasst werden. Die Inzidenzrate und Letalität sind unter den 3 Expositionskategorien am höchsten für HCA-LK. HCA-LK treten weitverbreitet auf. Diese Ergebnisse und die Präventabilität von HCA-LK unterstützen die Empfehlung, bereits im Einzelfall umfassende Untersuchungen in Krankenhäusern einzuleiten. Legionella bacteria colonize drinking water systems and can cause severe pneumonia in humans (Legionnaires’ disease (LD)). The German network for community-acquired pneumonia (CAPNETZ) estimates 15,000–30,000 new cases of LD per year in Germany. LD cases are divided into those that were acquired in the context of a stay in a hospital or nursing home (healthcare-associated; HCA), in the community (community-acquired (CA)) or during travel (travelassociated (TA)). According to the recommendations of the Communicable Disease Surveillance Centre (CDSC; UK) and the Healthcare Infection Control Practices Advisory Committee (HICPAC; USA) a single case of nosocomial LD should prompt an epidemiologic and, depending on its results, also technical investigation of the institution. In this study we present data from nosocomial cases of LD in the context of all cases of LD that were reported to the Robert Koch Institute (RKI) within the mandatory surveillance system from 2004 through 2006. We calculated the number of cases per population (incidence), the number of cases per person-days at risk (incidence rate) and case fatality. The analysis comprised 1,339 cases of LD. Among the 942 cases with one of the three categories of exposure CALD was reported in 58 % (547 cases), TALD in 29 % (270 cases) and HCA-LD in 13 % (125 cases). The incidence rate of TALD was 9-fold, but that of HCA-LD 15-fold higher than that of CALD. Case fatality of HCA-LD was 13 % and thus higher than that of CALD (9 %) and TALD (5 %). HCA-LD cases were reported from all states and included 77 different counties. Reporting counties represent the place of residence of the LD case-patients. German notification data show that cases of LD, and likely also HCALD, are underreported. Incidence rate and case fatality are highest in HCA-LD. HCA-LD occurs widespread. These results and the preventability of HCA-LD support the recommendation to thoroughly investigate single cases of HCA-LD in hospitals and nursing homes.
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