Daten zur sexuellen Gesundheit von Anbietern und Kunden sexueller Dienste bei in Deutschland lebenden Männern, die Sex mit Männern haben
Kramer, Sarah C.
Schmidt, Axel J.
Marcus, Ulrich
Über die sexuelle Gesundheit von männlichen Anbietern und Kunden sexueller Dienstleistungen in Deutschland ist wenig bekannt. Es wurden daher Daten von in Deutschland lebenden Teilnehmern des im Jahre 2010 durchgeführten Europäischen MSM Internet Survey (EMIS-DE, N = 50.086) analysiert. Zielgrößen waren Test und Diagnose von HIV und anderen sexuell übertragenen Infektionen (STI), Partnerzahl, Drogengebrauch und sexuelle Zufriedenheit in 2 Zielpopulationen: (1) Männer, die in den letzten 12 Monaten sexuelle Dienste anboten und (2) Männer, die solche Dienste in Anspruch genommen haben.
In der Altersgruppe unter 30 Jahren (n = 19.138) wurden Anbieter sexueller Dienste (Escorts) mit Nichtanbietern verglichen. In der Altersgruppe ab 30 Jahren (n = 30.948) wurden Kunden sexueller Dienste mit Nichtkunden verglichen. Die Vergleiche erfolgten mittels univariabler und multinomialer, multivariabler logistischer Regressionsanalysen.
Von den unter 30-Jährigen wurden 8 % (n = 1529) in den letzten 12 Monaten für Sex bezahlt; die Hälfte davon jedoch nur ein- oder zweimal. Escorts hatten niedrigere Bildungsabschlüsse, lebten häufiger in Großstädten, waren häufiger im Ausland geboren, bezeichneten sich seltener als schwul und waren häufiger alleinstehend. Sie berichteten häufiger über Substanzkonsum und eine höhere Zahl von Sexpartnern, und sie waren häufiger mit ihrem Sexleben zufrieden. Escorts waren häufiger auf HIV und STI getestet und unter den Getesteten waren Diagnosen von HIV und STI häufiger als in der Vergleichsgruppe. Escorts mit HIV-Diagnose erhielten seltener eine antiretrovirale Therapie.
Bei den über 30-Jährigen hatten 11 % (n = 3334) für Sex bezahlt; die Mehrheit (58 %) jedoch nur ein- oder zweimal. Die Kunden waren älter, lebten häufiger in Großstädten, waren häufiger alleinstehend, bisexuell oder lebten mit einer Frau zusammen. Kunden wurden seltener auf HIV und STI getestet, Partydrogen, Erektiva und Sedativa wurden häufiger konsumiert, die sexuelle Zufriedenheit war geringer.
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