Lage – Krise – Katastrophe. Eine Konzeptualisierung biologischer Gefahrenlagen
Sachse, Sven
Hunger, Iris
Außergewöhnliche biologische Gefahrenlagen bedürfen einer adäquaten Vorsorgeplanung, wie u. a. der Ausbruch des Ebolafiebers in Westafrika 2014/2015 und die pandemische Influenza 2009/2010 gezeigt haben. Dazu gibt es in Deutschland eine Vielzahl unterschiedlicher Konzeptansätze unter Verwendung abweichender Kernbegrifflichkeiten, da verschiedene Akteure ressort- und länderübergreifend mit Vorsorgeplanungen befasst sind.
Im vorliegenden Beitrag wird eine einheitliche Definition für den Begriff der „außergewöhnlichen biologischen Gefahrenlage“ vorgeschlagen. Dazu wurden eine Literaturrecherche sowie semistrukturierte Experteninterviews mit Vertretern der zentralen Akteure durchgeführt. Der Begriff „außergewöhnliche biologische Gefahrenlage“ wurde von den Experten unterschiedlich verstanden; insgesamt konnten vier Konzeptansätze ermittelt werden, die die Einstufung einer Gefahrenlage als „außergewöhnlich“ ermöglichen. Diese können in einem übergreifenden systemorientierten Ansatz zusammengeführt werden, der auf die Bewältigungskapazität des Gesundheitssystems sowie auf im Ereignisfall bestehende Wissens- und Ressourcenmängel abstellt.
Basierend auf diesem Ansatz schlagen wir ein Stufenmodell zur Kategorisierung biologischer Gefahrenlagen in „Lage“, „Krise“, „schwere Krise“ und „Katastrophe“ vor. Die Notwendigkeit zentraler Koordination kann darin als bestimmendes Merkmal der „Außergewöhnlichkeit“ einer biologischen Gefahrenlage identifiziert werden. Aus der Identifizierung der konkret bestehenden Mängel lassen sich die erforderlichen Bewältigungsstrategien ableiten.
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