Infektionen mit dem humanen Immundefizienzvirus bei Kindern in Deutschland, 1999–2016
Marcus, Ulrich
Beck, N.
Hintergrund
Mutter-Kind-Übertragungen von humanem Immundefizienz Virus (HIV) sind durch antiretrovirale Therapie der Schwangeren und weitere medizinische Maßnahmen (Sectio-Entbindung, Postexpositionsprophylaxe beim Neugeborenen, Stillverzicht) verhinderbar. Weiterhin erfolgende Übertragungen sind überwiegend Folge mangelhafter Umsetzung der bekannten wirksamen Maßnahmen. Stand und Probleme bei der Erreichung einer Eliminierung von Mutter-Kind-Übertragungen von HIV in Deutschland werden beschrieben.
Methoden
Hauptquelle der Daten sind pseudonymisierte Meldedaten des HIV-Melderegisters am Robert Koch-Institut (RKI). Mittels einer intensivierten Surveillance für HIV-Meldungen zu Kindern werden Angaben zum Geburtsland, zum mütterlichen Herkunftsland und zur Kenntnis und zum Management der mütterlichen HIV-Infektion in der Schwangerschaft bei seit 1999 geborenen, mit HIV infizierten Kindern erhoben.
Ergebnisse
Bis Ende 2018 wurden bei zwischen dem 01.01.1999 und dem 31.12.2016 geborenen Kindern im Alter unter 15 Jahren in Deutschland 331 HIV-Diagnosen gemeldet. Bei 313 war eine Mutter-Kind-Übertragung der wahrscheinlichste Übertragungsweg. Von diesen 313 Kindern wurden 162 (52 %) in Deutschland geboren, aber nur 26 % der Mütter waren deutscher Herkunft. Die HIV-Übertragungshäufigkeit bei in Deutschland geborenen Kindern sank von 1,8/100.000 Lebendgeburten im Zeitraum 1999–2007 auf 0,8/100.000 im Zeitraum 2008–2016. Bei 59 % der in Deutschland geborenen Kinder war der HIV-Status der Mutter den betreuenden Ärzt*innen zum Zeitpunkt der Geburt nicht bekannt.
Schlussfolgerung
Ein fehlendes HIV-Testangebot für die Schwangere war Hauptursache für Übertragungen bei bis 2007 geborenen Kindern; bei später geborenen Kindern waren die Gründe vielfältiger und hingen oft mit mütterlicher Migration und Zugangsbarrieren in das Versorgungssystem zusammen.
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