Monitoring der Gesundheit von Geflüchteten: Integrative Ansätze mit Surveys und Routinedaten
Biddle, Louise
Hintermeier, Maren
Mohsenpour, Amir
Sand, Matthias
Bozorgmehr, Kayvan
Geflüchtete Menschen werden in Gesundheitssurveys in Deutschland bisher unzureichend berücksichtigt. Ziel von
RESPOND (Improving regional health system responses to the challenges of forced migration) war die Erhebung valider epidemiologischer Daten zu Gesundheitszustand und Versorgung bei geflüchteten Menschen. Kernelemente waren ein bevölkerungsbezogenes Stichprobenverfahren in Baden-Württemberg, mehrsprachige Fragebögen und ein persönlicher Ansatz zur Rekrutierung und Datenerhebung in Sammelunterkünften mit mehrsprachigen Feldteams. Zudem wurden Daten zur Lage und baulichen Qualität der Unterkünfte ermittelt. Die Ergebnisse weisen auf eine hohe allgemeine gesundheitliche Belastung hin. Die Prävalenz von Depressions- (44,3 %) und Angstsymptomatik (43,0 %) war hoch. Gleichzeitig wird ein ausgeprägter Verzicht auf primär- (30,5 %) sowie fachärztliche (30,9 %) Versorgung berichtet. Zwar sind primärärztliche Angebote gut zu erreichen. Häufige ambulant-sensitive, das heißt durch ambulante Versorgung potenziell vermeidbare Hospitalisierungen (25,3 %) sowie erlebte Defizite in der Versorgungsqualität weisen jedoch auf Zugangsbarrieren hin. Fast die Hälfte aller geflüchteten Menschen (45,3 %) wohnen in Unterkünften mit niedriger baulicher Qualität. Die Erhebung valider Daten zur gesundheitlichen Lage geflüchteter Menschen ist durch eine Kombination aus gezieltem Sampling, mehrsprachigen Rekrutierungs- und Erhebungsinstrumenten sowie persönlichem Kontakt gut möglich. Der Ansatz kann etablierte Verfahren der Durchführung von Gesundheitssurveys ergänzen und auf andere Bundesländer ausgeweitet werden.
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