Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland
Kurth, Bärbel-Maria
Rosario, Angelika Schaffrath
Die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen ist in den letzten Jahren auch in Deutschland auf besorgniserregende Weise angestiegen. Dabei gibt es unterschiedliche Methoden und Datenquellen, um das Ausmaß dieses Public-Health-Problems abzuschätzen. Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die für Deutschland relevanten Referenzsysteme für den aus Körpergröße und Körpergewicht bestimmten Body-Mass-Index (BMI) und über die vorliegenden Datenquellen: die Schuleingangsuntersuchungen, die HBSC-Studie der WHO und den Kinder- und Jugendgesundheitssurvey KiGGS. Aktuelle Häufigkeitsschätzungen basieren auf den KiGGS-Daten, der unter Zugrundelegung des Referenzsystems von Kromeyer-Hauschild ermittelt hat, dass in Deutschland insgesamt 14,8% der Kinder und Jugendlichen im Alter von zwei bis 17 Jahren übergewichtig sind, davon leiden 6,1% unter Adipositas. Die Hochrechnung dieser Prozentzahlen auf absolute Werte ergibt, bezogen auf den aktuellen Bevölkerungsstand, dass in Deutschland zirka 1,7 Millionen übergewichtige Kinder und Jugendliche im Alter ab zwei Jahren leben, wovon 750.000 adipös sind. Dieser Status quo stellt die Messlatte für alle künftigen Erhebungen des BMI dar mit dem Ziel, zeitliche Trends zu bestimmen und damit die Wirksamkeit nationaler Präventions- und Interventionsprogramme zu überprüfen. Die für bestimmte Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen in Deutschland regelmäßig durchgeführten Erhebungen von Körpergröße und -gewicht wie beispielsweise im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen sind bei der Einhaltung von Erhebungsstandards geeignet, solche zeitlichen Trends abzuschätzen. Erhebungen, die anstelle von Messwerten auf erfragten Angaben zu Körpergröße und -gewicht beruhen, wie der deutsche Teil der HBSC-Studie, bedürfen dabei jedoch einer Korrektur dieser Angaben anhand der subjektiven Einschätzung des Körperbildes. Auch die KiGGS-Probanden werden in größeren Abständen erneut untersucht und befragt. Damit kann die Einschätzung der Verbreitung von Übergewicht und Adipositas regelmäßig aktualisiert werden. Das bestehende Referenzsystem von Kromeyer-Hauschild sollte dabei jedoch nicht durch die KiGGS-BMI-Werte ersetzt werden, um die Angaben zur Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas nicht künstlich herunterzurechnen. Es sollte jedoch nicht für Kinder unter zwei Jahren verwendet werden. The increasing prevalence of overweight and obesity is a reason for concern not only in Germany but also in other countries. There are various methods and data sources that can be used to assess the extent of this public health problem. The present publication gives an overview of the reference systems that are in use in Germany to assess body mass index (BMI), which is calculated from height and weight, and an overview from several data sources: the school entry examinations, the HBSC study of the WHO, and the German Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents (KiGGS). Current prevalence estimates are based on the KiGGS survey, which found that, based on the Kromeyer-Hauschild reference system, 14.8% of the children and adolescents in Germany aged 2–17 years are overweight, including 6.1% suffering from obesity. In absolute numbers referring to the most recent population numbers, this corresponds to 1.7 million overweight children and adolescents in Germany aged 2 years and older, 750,000 of whom are obese. This description of the status quo represents the benchmark for all future studies of BMI that aim at assessing temporal trends and, thus, the efficacy of national prevention and intervention programs. Regular examinations of certain age groups of children and adolescents in Germany, such as the school entry examinations, can be used for the assessment of temporal trends, if certain standards are followed during the examination. Studies that rely on self-reported height and weight instead of measurements, such as the German part of the HBSC study, however, need a correction based on the subjective body perception. The KiGGS participants themselves are also subject to follow-up interviews and examinations. Thus, it will be possible to regularly update the assessment of the prevalence of overweight and obesity. The Kromeyer-Hauschild reference system should not be replaced by the KiGGS BMI data, in order not to artificially lower the prevalences of overweight and obesity. It should, however, not be used for children below 2 years of age.
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