Inzidenz des Uvealmelanoms in Deutschland (Diagnosejahre 2000 bis 2022)
Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät
Das uveale Melanom (UM) ist das am häufigsten vorkommende primär intraokulare Malignom bei Erwachsenen [2]. UM entstehen am häufigsten aus Melanozyten der Aderhaut (85%-90%), können aber auch von der Iris (3%-5%) und dem Ziliarkörper (5%-8%) ausgehen [1]. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei etwa 62 Jahren; die Diagnose wird jedoch am häufigsten zwischen 70 und 79 Jahren gestellt. UM machen 3-5% aller Melanome aus und gelten somit trotzdem als seltene Tumore. Die Inzidenz variiert stark mit dem Geschlecht und der ethnischen Herkunft der Patienten. Diese wird in den USA bei jährlich 4-7 Neuerkrankungen pro Million Einwohner geschätzt. In Europa wurde hinsichtlich der Inzidenz ein Nord-Süd-Gefälle beobachtet: sie liegt bei 2 pro Million Einwohner in Spanien und Italien, bei 4-6 pro Million in Mitteleuropa und bei bis zu acht pro Million Einwohner jährlich in Dänemark und Norwegen [5]. Daraus kann extrapoliert werden, dass in Deutschland ein UM bei rund 500-600 neue Patienten pro Jahr diagnostiziert wird. Im Universitätsklinikum Essen werden jährlich im Schnitt 380 neue Patienten mit einem UM untersucht und behandelt.
Genaue, methodisch standardisierte Zahlen zur UM-Inzidenz in Deutschland fehlen jedoch bisher, bis auf eine fast 20 Jahre alten Schätzung, die auf eine Fall-Kontroll-Studie basierte. Dies liegt zum Teil daran, dass die Diagnose eines UM in den meisten Fällen klinisch gestellt wird und nicht histologisch, was eine gewisse (geringe) Ungenauigkeit bringen kann. Eine weitere Konsequenz daraus ist, dass Kliniker (Augenärzte) weniger eng mit Krebsregister kooperieren als Pathologen und somit in Deutschland lange Zeit nur wenige Fälle weitergegeben wurden, was ein Monitoring der UM-Inzidenz deutlich erschwert hat. Diese Situation hat sich glücklicherweise verbessert, seitdem Landesgesetze eine Meldung von Krebsfällen verpflichtend gemacht haben und die technischen Voraussetzungen für eine zuverlässige und zeitnahe Fallmeldung geschaffen wurden.
Beantragt werden die Personen- und Tumordaten aller dem ZfKD in den Jahren 2014-2019 (falls schon vorhanden auch 2020) gemeldeten UM-Fälle, sowie die zugehörigen Daten zur Primärtherapie und Sterbefallangaben. Die Fälle sollen anhand der ICD-O-3 Codes C69.3 und C69.4 erkannt werden. Weiterhin werden auch die Fälle mit dem Code C69.2 (bösartige Neubildung der Retina) und C69.9 (NOS), weil es sich dabei häufig um fehlkodierte Aderhauttumore geht; als Malignome der Retina kommen praktisch nur Retinoblastome in Frage, welche nur im frühen Kindesalter auftreten. Anhand dieser Daten soll zum ersten Mal – basierend auf Krebsregisterdaten – die Inzidenz des UM in Deutschland berechnet werden. Mithilfe der Sterbefallangaben wird auch eine Bestimmung des mittleren Gesamtüberlebens von UM-Patienten angestrebt, bzw. eine Schätzung des Tumorspezifischen Überlebens, worüber für deutsche Patienten bisher keine verlässliche Aussage gemacht werden konnte.
Bei unserem Forschungsprojekt geht es maßgeblich darum, Erkenntnisse zur epidemiologischen Lage des UM zu gewinnen, vorangig um die aktuelle (altersstandardisierte) jährliche Inzidenz ihre demographische Verteilung innerhalb der Bundesrepublik. Dies wird anhand der beantragten Personen- und Tumordiagnoseangaben berechnet werden. Weiterhin steht auch die Mortalität der Erkrankung im Vordergrund, die anhand der Sterbefallangaben möglicherweise besser untersucht werden könnte.
Zusätzlich zur Gesamtzahl an Fällen sollen der Anteil an DCO-Fällen sowie die Angaben zur Primärtherapie für die Einschätzung der Vollständigkeit der gemeldeten Daten benutzt werden, da das Gesamtverhältnis von Strahlentherapie zu Operation mit unseren Klinikinternen Daten verglichen werden kann: Eine Tumorbestrahlung ist nur in wenigen deutschen Zentren möglich, wohingegen eine Augenenukleation (Operation) deutlich breiter verfügbar ist; in unserer Klinik werden ca. 80% der Patienten bestrahlt.
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