Der Einfluss von Alter, Geschlecht und Urbanität auf die Gesundheitsversorgung und den Zugang zu innovativen Therapien von onkologischen Patientinnen und Patienten
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden
In der Gesundheitsversorgung onkologischer Patientinnen und Patienten hat es in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gegeben. In frühen Erkrankungsstadien sind operative Verfahren bei den meisten Entitäten die leitliniengerechte Behandlung. Dabei werden immer häufiger laparoskopische und robotisch assistierte Resektionen durchgeführt. Darüber hinaus haben systemische Therapien an Bedeutung gewonnen. Innovative Arzneimitteltherapien können inzwischen die Prognose und das Outcome bei zahlreichen Krebsarten im Vergleich zur Situation vor 10 Jahren deutlich verbessern. Klinische Studien konnten zeigen, dass neue Medikamente vor allem für fortgeschrittene Stadien Verbesserungen des Gesamt- und rezidivfreien Überlebens erzielen.
Die Implementierung einzelner Therapieformen scheint jedoch, ähnlich wie auch Diagnose, Zugang zu spezialisierter Versorgung und Mortalität, in verschiedenen Populationsgruppen unterschiedlich verteilt zu sein. Aus internationalen Studien ist bekannt, dass Betroffene aus ländlichen Regionen schlechteren Zugang zu (spezialisierter) Versorgung haben als solche, die in Ballungsgebieten wohnen. Für Deutschland konnte u.a. gezeigt werden, dass bei der systemischen Behandlung des malignen Melanoms zielgerichtete Substanzen häufiger in Ostdeutschland und Immun Checkpoint Inhibitoren häufiger in Westdeutschland genutzt werden. Auch Geschlechts- und Altersunterschiede im Zugang zu innovativen Therapien wurden berichtet.
Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss von Alter, Geschlecht und Urbanität auf die Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten am Beispiel der Entitäten Kolon, Rektum, Pankreas, Lunge, Brust, Prostata und Haut (malignes Melanom). Neben einer subgruppenspezifischen deskriptiven Darstellung behandlungsrelevanter klinischer Charakteristika werden der Einfluss von Alter, Geschlecht und Urbanität auf die Häufigkeit der Durchführung einzelner Therapien (inkl. Art der Operation und Protokoll der systemischen Therapie) sowie die Dauer zwischen Diagnose und einzelnen Therapien oder zwischen einzelnen Therapieschritten (z. B. Abstand zwischen Operation und adjuvanter Chemotherapie) untersucht. Schließlich wird die Überlebenszeit in den einzelnen Subgruppen analysiert.
Der Datensatz des ZfKD ermöglicht die Untersuchung der drei zentralen demographischen Variablen in einer deutschlandweiten versorgungsnahen und nahezu vollständigen Stichprobe. Auf Basis der verfügbaren Kreiskennziffern werden vier siedlungsstrukturelle Kreistypen (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) gebildet. Alter und Geschlecht werden als kategoriale Variablen genutzt. Die verfügbaren Datumsangaben zu Therapien und Tod ermöglichen die Untersuchung der für die Studie relevanten Zeitabstände und Überlebenszeit.
Die zentralen Fragestellungen, analytischen Endpunkte und geplanten statistischen Analysen der Studie sind nachfolgend kurz beschrieben. Eine ausführliche Darstellung inklusive einer Spezifikation von Hypothesen sowie einer detaillierten Beschreibung der Methodik ist der Anlage "Statistischer Analyseplan" zu entnehmen.
Fragestellung I.
Unterscheidet sich der zeitliche Abstand zwischen Diagnose und Therapie bzw. zwischen einzelnen Therapieschritten zwischen jenen Betroffenen, die in Ballungsgebieten wohnen, und jenen aus ländlichen Regionen?
Fragestellung II.
Unterscheidet sich die Häufigkeit einer bestimmten durchgeführten Therapie zwischen jenen Betroffenen, die in Ballungsgebieten wohnen, und jenen aus ländlichen Regionen?
Fragestellung III.
Unterscheidet sich die Art der eingesetzten Therapie (OP-Zugang, Protokoll der systemischen Therapie) zwischen jenen Betroffenen, die in Ballungsgebieten wohnen, und jenen aus ländlichen Regionen?
Fragestellung IV.
Gibt es eine Interaktion/Effektmodifikation zwischen Geschlecht und Wohnort bzw. Alter und Wohnort?
Fragestellung V.
Beeinflusst die Zugehörigkeit zu bestimmten Bevölkerungssubgruppen unter Berücksichtigung der spezifischen Behandlungscharakteristik und patientenseitiger Faktoren das Gesamt- und rezidivfreie Überleben der Betroffenen?
Analytische Endpunkte I und IV
Anzahl Tage zwischen Diagnose und OP
Anzahl Tage zwischen OP und Beginn Chemotherapie
Anzahl Tage zwischen OP und Beginn Strahlentherapie
Analytische Endpunkte II und IV
Durchführung OP
Durchführung Chemotherapie
Durchführung Strahlentherapie
Analytische Endpunkte III und IV
OPS-Code
Chemotherapie Protokoll
Chemotherapie Substanzen
Chemotherapie Stellung zur OP
Strahlentherapie Stellung zur OP
Analytische Endpunkte V
Datum des Auftretens von Rezidiven, neu aufgetretene Metastasierung
Sterbedatum
Statistische Analysen I bis IV
Subgruppenspezifische (Alter, Geschlecht, Urbanität) deskriptive Darstellung behandlungsrelevanter klinischer Charakteristika stratifiziert nach Entität
- Topologie, Morphologie, TNM, Lokalisation von Fernmetastasen, Mutation, Tumordicke
- Analytische Endpunkte
(Häufigkeiten, Prozentwerte, Mittelwerte, Standardabweichungen)
(Urbanität entspricht siedlungsstrukturellem Kreistypen nach Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung)
Regressionsanalysen zur Prüfung von (adjustierten) Gruppenunterschieden inklusive Interaktion zwischen Urbanität und Alter bzw. Geschlecht
Statistische Analysen V
Überlebenszeitanalysen (Gesamt- und rezidivfreies Überleben für Gesamtstichprobe und nach Subgruppen):
- Kaplan Meier Analysen (Endpunkt: Sterbedatum bzw. Datum Lokalrezidiv ODER Datum Rezidiv ODER Datum Fernmetastase ODER Sterbedatum)
Multivariable Cox Regressionen (adjustiert für klinische Charakteristika)
Keine Lizenzangabe