Körperliche Aktivität in Deutschland: Diskrepanz zwischen hoher gesellschaftlicher Erwartung und tatsächlichem Aktivitätsverhalten im Alter
Pixa, Nils Henrik
Kessler, Eva-Marie
Warner, Lisa Marie
Hintergrund: Körperlich aktiv zu bleiben trägt im Alter nachweislich zu einem längeren und gesünderen Leben ohne Unterstützungsbedarf bei. Entsprechend hat sich eine gesellschaftliche Erwartung im Alter aktiv zu bleiben (präskriptive Altersnorm) etabliert – vor allem unter älteren Menschen selbst. Aber sind sie tatsächlich entsprechend körperlich aktiv?
Methode: Anhand repräsentativer Daten der Befragung Age_ISM Germany (Alter 16 – 96) wird untersucht, wie stark ältere im Vergleich zu jüngeren Befragten der präskriptiven Norm zustimmen, dass „alte Menschen normalerweise körperlich aktiv bleiben sollten“. Demgegenüber gestellt wird das tatsächliche Aktivitätsverhalten 18- bis über 90-Jähriger anhand der GEDA-Umfragedaten 2019/2020 des Robert Koch-Instituts. Hierdurch werden die Zustimmung zur präskriptiven Norm und das tatsächliche Verhalten miteinander verglichen.
Ergebnisse: Obwohl die präskriptive Altersnorm, körperlich aktiv zu bleiben, in den höheren Altersgruppen stärker befürwortet wird als in den jüngeren Altersgruppen, ist der Anteil der Personen, die nach Definition der Weltgesundheitsorganisation ausreichend aktiv sind, in höheren Altersgruppen signifikant geringer.
Schlussfolgerungen: Es zeigt sich eine Norm-Verhaltens-Lücke: Besonders ab 75 Jahren klaffen Erwartungen an körperliche Aktivität und tatsächliches Verhalten zunehmend auseinander. Auf individueller Ebene kann das negative Altersstereotyp des inaktiven, passiven alten Menschen, beispielsweise dazu beitragen, dass sich ältere Menschen weniger von Bewegungsprogrammen angesprochen fühlen. Auf gesellschaftlich-struktureller Ebene könnte dies auf einen Mangel an alterssensiblen Bewegungsangeboten hinweisen.
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