Prävalenz der eingeschränkten Nierenfunktion
Girndt, Matthias
Trocchi, Pietro
Scheidt-Nave, Christa
Markau, Silke
Stang, Andreas
Hintergrund: Die Prävalenz von nichtdialysepflichtigen Nierenfunktionsstörungen bei Erwachsenen in Deutschland ist unbekannt. Ihre Kenntnis ist wichtig zur Abschätzung des Versorgungsbedarfs mit Nierenersatztherapien und von ungenutztem Präventionspotenzial. Auch ist die eingeschränkte Nierenfunktion ein wichtiger kardiovaskulärer Risikofaktor. Bisher wurden US-amerikanische Prävalenzschätzungen trotz begrenzter Vergleichbarkeit häufig auf Deutschland übertragen. Methoden: Ausgewertet wurden Daten zur Nierenfunktion aus der bundesweiten „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland 2008–2011 (DEGS1)“ des Robert Koch-Instituts. Hierzu erfolgte eine Schätzung der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) aus Serumkreatinin und Cystatin-C (CKD-EPI-Formel) sowie eine semiquantitative Albuminurie-Bestimmung. Zusammenhänge zwischen einer eingeschränkten Nierenfunktion und möglichen Determinanten wurden mittels adjustierter Prävalenzverhältnisse (PR) und 95-%-Konfidenzintervallen (95-%-KI) quantifiziert. Ergebnisse: Etwa 2,3 % (95-%-KI: [1,9; 2,6 ]) der Menschen im Alter von 18–79 Jahren wiesen eine eGFR < 60 mL/min/1,73 m2 auf. Mit zunehmendem Alter stieg die Prävalenz. Bei konservativer Extrapolation auf die hier nicht untersuchten Probanden > 80 Jahre sind bundesweit mindestens 2 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Eine Albuminurie ≥ 30 mg/L weisen 11,5 % der Bevölkerung auf. Diabetes mellitus (PR = 2,25, 95-%-KI: [1,59; 3,16]) und arterielle Hypertonie (PR = 3,46, 95-%-KI: [1,95; 6,12]) sind wichtige Determinanten. Schlussfolgerungen: Erstmals liegt mit diesen Daten eine repräsentative Schätzung der Häufigkeit von Nierenfunktionsstörungen in Deutschland vor. Sie zeigt eine starke Altersabhängigkeit, ist jedoch niedriger, als sie auf der Basis US-amerikanischer Daten für Deutschland bislang angenommen wurde.
No license information