Gesundheit und gesundheitliche Versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen in Deutschland
Frank, Laura
Yesil-Jürgens, Rahsan
Razum, Oliver
Bozorgmehr, Kayvan
Schenk, Liane
Gilsdorf, Andreas
Rommel, Alexander
Lampert, Thomas
Aufgrund von Krieg und Zerstörung mussten in den letzten Jahren viele Menschen ihre Heimat verlassen und eine große Anzahl an Asylsuchenden und Flüchtlingen suchte in europäischen Ländern Schutz. In den Jahren 2015 und 2016 haben in Deutschland insgesamt mehr als eine Million Menschen Asyl beantragt. Dies wiederum stellt die bestehenden Strukturen der gesundheitlichen Versorgung vor große Herausforderungen. Aus Sicht von Public Health stellt sich die Frage nach der Gesundheit und dem Versorgungsbedarf von Asylsuchenden und Flüchtlingen. Der vorliegende Beitrag beschreibt zum einen Ausmaß und gesetzliche Rahmenbedingungen der Zuwanderung nach Deutschland in den vergangenen zwei Jahren. Zum anderen widmet er sich der Frage nach der Gesundheit und medizinischen Versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen. Dabei fällt auf, dass zur gesundheitlichen Situation dieser Bevölkerungsgruppe bislang keine repräsentativen Daten vorliegen. Die bisherigen Studien weisen geringe Fallzahlen auf, sind regional begrenzt und schwer vergleichbar. Des Weiteren werden die medizinischen Erstaufnahmeuntersuchungen in den Bundesländern nicht hinreichend standardisiert durchgeführt. Die bestehenden Befunde legen nahe, dass Versorgungs- und Handlungsbedarf vor allem in den Bereichen der psychischen Erkrankungen, der chronischen Erkrankungen sowie bei Kindern asylsuchender Familien besteht. In der Bestandsaufnahme wird deutlich, dass eine überregionale und systematische Erfassung von validen Informationen notwendig ist, um Prävention und Versorgung bedarfsgerecht ausrichten zu können. Aktuell zielen zahlreiche Initiativen darauf ab, die Datenlage in Deutschland zu verbessern. Perspektivisch werden die neu angestoßenen Initiativen die Datenlage zur gesundheitlichen Lage von Asylsuchenden und Flüchtlingen in Deutschland spürbar verbessern und können über den Transfer in Politik und Gesellschaft zu sachlichen Debatten und evidenzbasierten Entscheidungen beitragen.
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