Diabetes-Surveillance in Deutschland – Hintergrund, Konzept, Ausblick
Gabrys, Lars
Schmidt, Christian
Heidemann, Christin
Baumert, Jens
Du, Yong
Paprott, Rebecca
Teti, Andrea
Wolf, Ingrid-Katharina
Ziese, Thomas
Scheidt-Nave, Christa
Diabetes mellitus ist eine chronische Erkrankung, die mit schweren gesundheitlichen Einschränkungen und hohen Kosten einhergeht. In Deutschland sind nach Schätzungen aus bevölkerungsrepräsentativen Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts (RKI) 4,6 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 79 Jahren an Diabetes erkrankt. Zusätzlich liegt bei rund 1,3 Millionen Erwachsenen ein unerkannter Diabetes vor. Um die in Deutschland verfügbaren Datenquellen zum Diabetes zusammenzuführen und um verlässliche und über die Zeit vergleichbare Aussagen zu Krankheitshäufigkeit, Behandlungsfortschritten, Prävention und Versorgung treffen zu können, wird am RKI ein Surveillance-System aufgebaut. Neben zeitlichen Entwicklungen sollen vor allem auch Unterschiede in der Epidemiologie und Versorgung nach sozialer Lage und Wohnregion erfasst werden. Das Vorhaben wird in enger Kooperation mit Akteuren aus Wissenschaft, Gesundheitsversorgung, Gesundheitspolitik und Selbstverwaltung durchgeführt und von einem interdisziplinären wissenschaftlichen Beirat begleitet. Zentrale Elemente der Diabetes-Surveillance sind (1) die Erarbeitung eines wissenschaftlich fundierten Rahmenkonzeptes mit geeigneten Kennzahlen (Indikatoren) zum Krankheitsgeschehen, (2) die Entwicklung von Standards für die Nutzung bereits verfügbarer Datenquellen und die Identifizierung von Nutzungsbarrieren und Datenlücken sowie (3) die Erstellung einer zielgruppensensiblen Schwerpunktberichterstattung. Neben der Politikberatung soll eine zeitnahe und kontinuierliche Information der Öffentlichkeit in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gewährleistet werden. Der Aufbau der Surveillance zum Diabetesgeschehen in Deutschland hat Modellcharakter und soll als Grundlage für die Entwicklung einer Surveillance für weitere nicht übertragbare Krankheiten dienen. Grundsätzlich kann eine Indikatoren-gestützte Überwachung des Krankheitsgeschehens auf Bevölkerungsebene als wesentliche Grundlage für eine evidenzbasierte Politikberatung und vorausschauende Gesundheitspolitik angesehen werden, die sowohl effektive Präventionsmaßnahmen als auch eine hohe Versorgungsqualität für alle Bevölkerungsgruppen ermöglichen soll.
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