Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland : Ergebnisse aus der BELLA-Studie im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS)
Ravens-Sieberer, Ulrike
Wille, N.
Bettge, S.
Erhart, Michael
In der BELLA-Studie, dem Modul „Psychische Gesundheit“ des deutschen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS), wurde eine repräsentative Unterstichprobe im Umfang von 2863 Familien mit Kindern im Alter von 7–17 Jahren vertiefend zum seelischen Wohlbefinden und Verhalten befragt. Die Auftretenshäufigkeit psychischer Auffälligkeiten wurde anhand der Angaben über Symptome und Belastung im Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) und weiterer standardisierter Screening-Verfahren ermittelt. Insgesamt zeigen 21,9 % (95 % KI: 19,9–24,0) aller Kinder und Jugendlichen Hinweise auf psychische Auffälligkeiten. Als spezifische psychische Auffälligkeiten treten Ängste bei 10,0 % (95 % KI: 8,7– 11,6), Störungen des Sozialverhaltens bei 7,6 % (95 % KI: 6,5–8,7) und Depressionen bei 5,4 % (95 % KI: 4,3–6,6) der Kinder und Jugendlichen auf. Unter den untersuchten Risikofaktoren erweisen sich vor allem ein ungünstiges Familienklima sowie ein niedriger sozioökonomischer Status als bedeutsam. Bei kumuliertem Auftreten mehrerer Risikofaktoren steigt die Häufigkeit psychischer Auffälligkeiten stark an. Personale, familiäre und soziale Ressourcen sind hingegen bei psychisch unauffälligen Kindern und Jugendlichen stärker ausgeprägt. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität psychisch auffälliger Kinder und Jugendlicher ist deutlich eingeschränkt. Längst nicht alle betroffenen Kinder und Jugendlichen werden behandelt. Bei der Identifikation von Risikogruppen sollten nicht nur Risikofaktoren für die psychische und subjektive Gesundheit einbezogen, sondern auch die vorhandenen Ressourcen berücksichtigt werden. Die Stärkung dieser Ressourcen sollte wesentliches Ziel von Prävention und Intervention sein. Schlüsselwörter Gesundheitssurvey - Kinder - Jugendliche - Psychische Gesundheit - Schutzfaktoren - Risikofaktoren The Mental Health Module (BELLA study) examines emotional well-being and behaviour in a representative sub-sample of 2,863 families with children aged 7 to 17 from the National Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents (KiGGS). The prevalence of mental health problems was determined using the Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) and additional standardised screening measures. Of children and adolescents, 21.9 % (95 %CI: 19.9-24.0) showed signs of mental health problems. The psychiatric disorders observed included anxiety (10.0 %; 95 % CI: 8.7-11.6), conduct disorder (7.6 %; 95 % CI: 6.5-8.7) and depression (5.4 %; 95 % CI: 4.3-6.6). Of the risk factors examined, adverse family climate and low socioeconomic status stand out particularly as negative contributors. When several risk factors occur simultaneously, the prevalence of mental health problems increases markedly. Conversely, positive individual, family and social resources coincide with an absence of mental health problems. Children and adolescents with mental health problems display distinctly impaired health-related quality of life, and far from all of them are receiving treatment. Identifying high risk groups therefore requires the assessment of available resources in addition to the usual risk factors for mental and subjective health. Strengthening these resources should be a key objective, both in prevention and in interventions.
No license information
Related Items
Show related Items with similar Title, Author, Creator or Subject.
-
2007-05-20ZeitschriftenartikelGesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland : Eine Normstichprobe für Deutschland aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) Ravens-Sieberer, Ulrike; Ellert, Ute; Erhart, MichaelIn der vorliegenden Arbeit wird die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland unter Verwendung des international zur Anwendung kommenden Fragebogeninstrumentes KINDL-R zur Erfassung der ...
-
2015-10-24ZeitschriftenartikelPrevalence and correlates of DSM-IV-TR major depressive disorder, self-reported diagnosed depression and current depressive symptoms among adults in Germany Maske, Ulrike E.; Buttery, Amanda K.; Beesdo-Baum, Katja; Riedel-Heller, Steffi; Hapke, Ulfert; Busch, MarkusBackground: While standardized diagnostic interviews using established criteria are the gold standard for assessing depression, less time consuming measures of depression and depressive symptoms are commonly used in ...
-
2007-05-20ZeitschriftenartikelDie Prävalenz der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland : Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) Schlack, Robert; Hölling, Heike; Kurth, Bärbel-Maria; Huss, M.Leitsymptome der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind Unaufmerksamkeit, motorische Unruhe und Impulsivität. ADHS wird ätiologisch vorrangig auf genetische Ursachen zurückgeführt und bringt eine ...