Soziale Ungleichheit und Diabetes mellitus – zeitliche Entwicklung bei Erwachsenen in Deutschland
Heidemann, Christin
Du, Yong
Baumert, Jens
Paprott, Rebecca
Lampert, Thomas
Scheidt-Nave, Christa
Ein Zusammenhang von sozialer Benachteiligung mit dem Vorliegen eines bekannten Diabetes und einzelner Risikofaktoren
ist gut belegt. Der Artikel fasst Ergebnisse der Untersuchungssurveys des Robert Koch-Instituts der Zeiträume 1997 bis
1999 und 2008 bis 2011 zusammen, um die soziale Ungleichheit – operationalisiert über den Bildungsstatus – hinsichtlich
der Prävalenzen des bekannten und unerkannten Diabetes, des Erkrankungsrisikos und der Versorgung des Diabetes
sowie deren zeitlicher Entwicklung zu untersuchen. Für beide Surveyzeiträume zeigen sich in der unteren Bildungsgruppe
höhere Prävalenzen des bekannten und unerkannten Diabetes sowie ein höheres 5-Jahres-Diabetesrisiko im Vergleich
zur mittleren und oberen Bildungsgruppe. Im Zeitverlauf sind für alle Bildungsgruppen in der Tendenz ein Prävalenzanstieg
des bekannten Diabetes und eine Prävalenzabnahme des unerkannten Diabetes zu beobachten. Für das 5-Jahres-
Diabetesrisiko ist im Zeitverlauf nur für die obere Bildungsgruppe eine deutliche Abnahme ersichtlich. Für die ausgewählten
Versorgungsindikatoren lassen sich insgesamt keine ausgeprägten Bildungsunterschiede und im Zeitverlauf eine
Verbesserung erkennen. Für einige Versorgungsindikatoren (Fußuntersuchung, Statine) beschränkt sich die Verbesserung
auf die untere Bildungsgruppe. Schlussfolgernd besteht in Deutschland weiterhin soziale Ungleichheit in der Prävalenz
des bekannten und unerkannten Diabetes sowie im Diabetesrisiko, jedoch ist kein deutlicher Bildungsgradient für die
Versorgungsindikatoren zu beobachten. Über die Zeit hat sich die Ungleichheit in der Diabetesprävalenz nicht weiter
verschärft, hinsichtlich des Diabetesrisikos jedoch leicht vergrößert. Für einzelne Versorgungsindikatoren beschränken
sich Verbesserungen auf bestimmte Bildungsgruppen.
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