Sozioökonomische Ungleichheit im Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 – Erste Ergebnisse einer Analyse der Meldedaten für Deutschland
Wachtler, Benjamin
Michalski, Niels
Nowossadeck, Enno
Diercke, Michaela
Wahrendorf, Morten
Santos-Hövener, Claudia
Lampert, Thomas
Hoebel, Jens
Die Erfahrungen aus vergangenen Epidemien mit viralen Erregern akuter Atemwegserkrankungen und erste Hinweise aus der Forschungsliteratur zur aktuellen COVID-19-Pandemie deuten darauf hin, dass sozioökonomisch benachteiligte Menschen ein höheres Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 haben könnten. Dieser mögliche Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und der Inzidenz von SARS-CoV-2-Infektionen ist allerdings bisher für Deutschland nur unzureichend erforscht. Diese Arbeit berichtet die Ergebnisse einer ersten bundesweiten Analyse der COVID-19-Meldedaten mit einem Index sozioökonomischer Deprivation auf regionaler Ebene. Es wurden insgesamt 186.839 laborbestätige COVID-19-Fälle in den Analysen berücksichtigt, die bis zum 16.06.2020 um 00:00 Uhr an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt wurden. Dabei zeigt sich in der frühen Phase der Epidemie bis Mitte April zunächst ein sozioökonomischer Gradient mit einer höheren Inzidenz in weniger deprivierten Regionen Deutschlands. Im weiteren Verlauf ist dieser Gradient jedoch bundesweit nicht mehr nachweisbar und kehrt sich im Süden des Landes, der insgesamt am stärksten von der Epidemie betroffen ist, zuungunsten der stärker deprivierten Regionen um. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit des weiteren Monitorings der sozialepidemiologischen Muster im COVID-19-Geschehen und der weiteren Erforschung der zugrundeliegenden Ursachen, um zeitliche Dynamiken und Trends frühzeitig zu erkennen und einer möglichen Verschärfung gesundheitlicher Ungleichheit entgegenzuwirken
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