Geschlechterrollenorientierung und Körperzufriedenheit im Jugendalter – Querschnittergebnisse der HBSC-Studie 2017/18
Finne, Emily
Schlattmann, Marina
Kolip, Petra
Im Jugendalter sinkt die Zufriedenheit mit dem Körper bei beiden Geschlechtern, insbesondere aber bei Mädchen. Die
Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen stellt eine wichtige Entwicklungsaufgabe im Zuge der Identitätsentwicklung
dar. Traditionelle Geschlechterrollen betonen mit Bezug zum Körper Attraktivität beim weiblichen, Stärke und Überlegenheit
beim männlichen Geschlecht.
Der Beitrag untersucht Zusammenhänge zwischen einer traditionellen Geschlechterrollenorientierung und der
Körperzufriedenheit bei Jugendlichen im Rahmen der „Health Behaviour in School-Aged Children (HBSC)“-Studie 2017/18
anhand logistischer Regressionsmodelle (n = 1.912 Mädchen, n = 1.689 Jungen).
Die Ergebnisse zeigen im Mittel eine hohe Zufriedenheit mit dem Äußeren, die bei Mädchen geringer ausfiel als bei
Jungen. Insgesamt wurden wenig traditionelle Rollenvorstellungen vertreten, wobei Jungen diesen eher zustimmten. Bei
beiden Geschlechtern ging eine traditionelle Rollenorientierung mit geringerer Körperzufriedenheit einher, wobei der
Zusammenhang bei Jungen mit dem Alter nachließ.
Als mögliche Erklärungen für die Ergebnisse werden die Inhalte stereotyper Rollenbilder diskutiert. Eine alternative
Erklärung geht von einer größeren Toleranz und sozialen Unterstützung bei einer egalitären (auf Gleichheit gerichteten)
Rollenorientierung aus, die die Selbstakzeptanz fördern könnte.
Die Befunde weisen darauf hin, dass ein Hinterfragen traditioneller Rollenvorstellungen im Jugendalter bei beiden
Geschlechtern der Prävention von Körperbildproblemen dienen kann.
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