Charakterisierung von Patient*innen mit Darmkrebs und Untersuchung der Inzidenz, der Mortalität und des Überlebens von Darmkrebs von 2007 bis 2019
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS GmbH
Darmkrebs (KRK) zählt mit rund 61.000 Neuerkrankungen und rund 24.000 Todesfällen pro Jahr zur zweithäufigsten Krebsneuerkrankung bei Frauen und dritthäufigsten Krebsneuerkrankung bei Männern sowie zur dritthäufigsten krebsbedingten Todesursache unter beiden Geschlechtern [1]. Allerdings zeigt sich zwischen 2000 und 2016 ein Rückgang der altersstandardisierten Inzidenz von KRK um 22% bei Männern und 26% bei Frauen sowie zwischen 2000 und 2018 ein Rückgang der altersstandardisierten Mortalität von KRK um 36% bei Männern und 41% bei Frauen [2]. Ein Grund für den Rückgang könnte die Teilnahme am Programm zur Darmkrebsfrüherkennung in Deutschland darstellen [4], welches im Jahr 1977 mit dem Stuhlbluttest eingeführt und im Jahr 2002 durch die Screening-Koloskopie ergänzt wurde [3].
Die bisher durchgeführten Studien zum KRK in Deutschland [2, 4] weisen jedoch einige Limitationen auf. Beispielweise wird in der aktuellsten Studie [2] die Inzidenz und Mortalität bis zum Jahr 2016 bzw. 2018 beschrieben, allerdings sind bereits weitere Datenjahre für die Inzidenz verfügbar und es wäre äußerst interessant zu untersuchen, ob sich der sinkende Trend weiterhin fortsetzt. Zudem wurde in keiner der Studien die Wahrscheinlichkeit des Überlebens von Personen mit KRK detailliert (z.B. nach Alter und Jahr) erläutert. Jedoch ist denkbar, dass insbesondere neu zugelassene Arzneimittel neben der Mortalität auch einen Einfluss auf das Überleben ausgeübt haben könnten. Außerdem wurde die Verteilung der Stadien von KRK zwar nach Geschlecht untersucht, aber eine zusätzliche Analyse nach Alter und Jahr der Diagnose würde ebenfalls wertvolle Einblicke liefern.
Durch die Analyse der Daten zum KRK des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) soll das Darmkrebsgeschehen von 2008 bis 2018 in Deutschland umfassend untersucht werden. Zusätzlich wird eine ähnliche Analyse basierend auf den Daten der pharmakoepidemiologischen Forschungsdatenbank (GePaRD), welche Versichertendaten von ca. 20% der deutschen Bevölkerung seit 2004 umfasst [5] durchgeführt. Für GePaRD wurde ein Algorithmus entwickelt, welcher es erlaubt, die Inzidenz von KRK zu bestimmen. Zudem wird ein Algorithmus zur Bestimmung der Mortalität von KRK angestrebt.
Weiterhin sollen regionale Faktoren (z.B. German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD), in der der INKAR-Datenbank gelistete Faktoren) berücksichtigt werden. Dadurch kann analysiert werden, inwieweit das Darmkrebsgeschehen in Deutschland von diesen Faktoren beeinflusst wird.
Zudem sollen die Ergebnisse zur Inzidenz und Mortalität von KRK basierend auf den Daten von GePaRD mit denen des ZfKD verglichen werden, um die Validität und somit das Potenzial von Versichertendaten beurteilen zu können. Sollte sich eine gute Übereinstimmung ergeben, können zahlreiche Fragestellungen zur Inzidenz und Mortalität von KRK mit hoher Public-Health-Relevanz durch die Nutzung von Versichertendaten beantwortet werden. Darüber hinaus ermöglichen die zusätzlich in GePaRD enthaltenen Informationen (z.B. Inanspruchnahme des fäkalen okkulten Bluttests und der Koloskopie, sozioökonomischer Status) eine umfangreiche Beschreibung von Personen mit KRK in Deutschland.
Ziel soll es sein, das Darmkrebsgeschehen zwischen 2007 und 2019 in Deutschland basierend auf Daten des ZfKD umfassend zu beschreiben. Dies umfasst eine grundlegende Beschreibung von Darmkrebspatient*innen (Alter, Geschlecht, tumorspezifische Charakteristika), die Berechnung der Inzidenz und Mortalität von KRK stratifiziert nach Alter, Geschlecht und Region sowie die Bestimmung des Überlebens (absolut und relativ) stratifiziert nach Alter und Geschlecht.
Weiterhin sollen regionale Faktoren (z.B. GISD, Variablen aus dem INKAR-Datensatz) bei der Analyse der Darmkrebsgeschehens in Deutschland berücksichtigt werden. Zur Verbindung dieser Faktoren mit den Darmkrebsdaten wird daher die Kreiskennziffer des Wohnortes benötigt.
Zudem soll eine ähnliche Auswertung basierend auf den Daten von GePaRD durchgeführt werden. Diese Ergebnisse werden anschließend mit denen des ZfKD verglichen, um das Potenzial von Versichertendaten beurteilen zu können.
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1. Zentrum für Krebsregisterdaten und Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V., Krebs in Deutschland für 2017/2018. Berlin: Robert Koch-Institut. 2021.
2. Cardoso, R., Zhu, A., Guo, F., Heisser, T., Hoffmeister, M., Brenner, H., Incidence and Mortality of Proximal and Distal Colorectal Cancer in Germany—Trends in the Era of Screening Colonoscopy. Dtsch Arztebl Int. 2021; 118(16): p. 281-287.
3. Haug, U., Current evidence and development of colorectal cancer screening in Germany]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2018; 61(12):1513-1516.
4. Brenner, H., Schrotz-King, P., Holleczek, B., Katalinic, A., Hoffmeister, M., Declining Bowel Cancer Incidence and Mortality in Germany. Dtsch Arztebl Int. 2016 113(7):101-106.
5. Haug, U., Schink, T., German Pharmacoepidemiological Research Database (GePaRD). In: Sturkenboom M, Schink T (eds,): Databases for Pharmacoepidemiological Research (pp. 119–124). Cham: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-030-51455-6_8. 2021.
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